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Plötzlich Gast: Sigmar Gabriel nimmt Abschied vom Bundeswirtschaftsministerium, Brigitte Zypries rückt an die Spitze.

© AFP

Brigitte Zypries löst Sigmar Gabriel ab: "Ich bin jetzt die Hausherrin"

Brigitte Zypries ist die erste Frau an der Spitze des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie könnte mehr als eine Übergangslösung sein.

Brigitte Zypries (SPD) lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. „Ich bin jetzt die Hausherrin“, stellt die neue Bundeswirtschaftsministerin beim Stabwechsel im Ministerium klar und fällt ihrem Vorgänger Sigmar Gabriel, der eigentlich als erster reden wollte, ins Wort. „Ich begrüße den Bundesaußenminister“, sagt Zypries, „vielen Dank für den Besuch“.

Zum Abschied ist Tochter Marie dabei

Vom Hausherren zum Besucher, so schnell ändern sich die Dinge in diesen Tagen. Gabriel nimmt am Freitagmittag Abschied von dem Amt und seinen gut 1900 Mitarbeitern. Er ist bewegt, das Ministerium ist ihm sichtlich ans Herz gewachsen, zur Mitarbeiterversammlung bringt er seine kleine Tochter Marie mit, die auch schon bei der Vereidigung im Bellevue dabei war. Marie winkt. Zypries schmunzelt. Das Mädchen wolle bestimmt auch einmal Politikerin werden, vermutet sie, da könne man viel winken. „Oder Prinzessin“, sagt Zypries. Und spielt damit auf die Frage der Gabriel-Tochter im Schloss Bellevue an, wo denn nun die Prinzessin in diesem Schloss wohne.

Die erste Frau an der Spitze des Wirtschaftsministeriums

Mit Prinzessinnen hat Zypries nichts am Hut. Sie ist pragmatisch, zupackend – und hat offensichtlich Freude an ihrem neuen Amt. Immerhin ist sie die erste Frau an der Spitze des Wirtschaftsministeriums, Zypries findet das gut. Und vielleicht macht sie, die als Übergangslösung gedacht war, sogar weiter. Zwar kandidiert sie nicht mehr für den Bundestag, aber Ministerin könnte sie dennoch bleiben. „Wenn die Wähler das so wollen“, sagt sie sibyllinisch. Die acht Monate, die vor ihr liegen, werden nicht leicht. Trump, der Brexit, China, die Energiewende – an Herausforderungen mangelt es nicht. Was hilft, ist die personelle Kontinuität im Ministerium. Alle Staatssekretäre bleiben, für Zypries rückt neu der SPD-Wirtschaftspolitiker Dirk Wiese als Parlamentarischer Staatssekretär nach. Koordinatorin für die Luft- und Raumfahrt will Zypries aber selber bleiben.

Weg vom Spielfeldrand

Bei seinem letzten Auftritt zieht Gabriel Bilanz. Als er vor über drei Jahren gestartet sei, habe es im Wirtschaftsministerium Angst vor einer feindlichen sozialdemokratischen Übernahme gegeben, spottet Gabriel. Mit seiner Arbeit ist er zufrieden. Das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen Ceta habe er durchgeboxt, die Arbeitslosigkeit hat ein Rekordtief erreicht, die Zahl der prekären Jobs sinkt. "Wir reden zu viel über die zehn bis 15 Prozent Schreihälse", sagt der Ex-Wirtschaftsminister, "und zu wenig über die 85 Prozent, die arbeiten gehen und abends ihren Kindern eine Geschichte vorlesen". Das klingt sehr nach dem neuen Kanzlerkandidaten Martin Schultz, der sich für die kleinen Leute einsetzen will, und nach Gabriels eigenem Familienbild. Bald wird der SPD-Parteivorsitzende erneut Vater und will mehr Zeit mit Frau und Kindern verbringen. Den Ehrgeiz hat Gabriel aber nicht verloren. Das könnte auch Zypries zu spüren bekommen. „Die Vertretung der ökonomischen Interessen muss Aufgabe der auswärtigen Politik sein oder werden“, sagt Gabriel zum Abschied. Zypries sieht das anders.

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