zum Hauptinhalt

Brüssel: EU brummt Eon Millionenstrafe auf

Wollte Eon den Wettbewerb ausschalten? Der Energiekonzern soll Ermittler behindert haben – und bestreitet das.

Deutschlands größter Energiekonzern Eon muss der EU eine Strafe von 38 Millionen Euro zahlen. Die Europäische Kommission verhängte am Mittwoch die Millionenbuße, weil sie es als erwiesen ansieht, dass im Mai 2006 beim Eon-Tochterunternehmen Eon Energie in München ein versiegelter Raum, in dem Dokumente lagerten, offensichtlich aufgebrochen wurde. Die Börse ließ die Strafe aber kalt – der Eon-Kurs stagnierte bei 126,20 Euro.

„Mit dieser Entscheidung sendet die Kommission die klare Botschaft an alle Unternehmen, dass sich eine solche Behinderung der Ermittlungen nicht auszahlt“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Die Behörde war im Mai 2006 dem Verdacht nachgegangen, dass der Konzern auf dem deutschen Strommarkt widerrechtlich Preise manipuliert hat. Bei einer Razzia bei Eon Energie in München stellten die Beamten Dokumente sicher und sperrten sie über Nacht in einen Raum, der versiegelt wurde.

Am anderen Morgen stellten sie jedoch fest, dass die Siegel beschädigt waren. Sie bestehen aus Plastikfolie, die nicht wie bei herkömmlichen Siegeln reißt oder bricht, sondern auf der „Void“-Schriftzüge (englisch für „ungültig“) sichtbar werden. Auf einem der Siegel war auf der gesamten Oberfläche das „Void“-Zeichen erschienen. Außerdem fanden sich an der Plastikfolie Spuren von Klebstoff, mit dem offensichtlich versucht worden war, das Siegel wieder anzukleben. Da die Fahnder die verdächtigen Dokumente nicht aufgelistet hatten, konnten sie allerdings nicht feststellen, ob Papiere fehlten. Dennoch mussten sie davon ausgehen, dass Eon versucht hatte, die Untersuchungen zu stören.

Der Konzern bestreitet dies und kündigte Rechtsmittel gegen das Bußgeld an. Den Siegelbruch erklärte Eon so: Die Beschädigung des chemischen Siegels sei durch Erschütterungen im Nebenraum zustande gekommen, wo Möbel gerückt worden waren. Vielleicht hätten aber auch Putzarbeiten mit Staubsaugern und scharfen Reinigungsmitteln das „Void“-Zeichen verursacht. Die EU-Kommission bestellte daraufhin externe Gutachter, die entsprechende Tests machten. Das Ergebnis: Eons Erklärungen waren nicht stichhaltig. Nur ein echter Bruch des Siegels konnte den „Void“-Mechanismus ausgelöst haben.

Die Strafe ist mit 38 Millionen Euro dennoch mild. Möglich sind Bußen von bis zu einem Prozent des Umsatzes – bei Eon wären dies 677 Millionen Euro. Man habe aber berücksichtigt, erklärte die EU, dass es „der erste Fall von Siegelbruch durch ein Unternehmen war“. Thomas Gack

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false