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Penguin wird deutsch. Bertelsmann übernimmt 53 Prozent des Unternehmens, zu dem der britische Traditionsverlag gehören wird. Was wohl Philip Marlowe sagen würde? Foto: AFP

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Buchkonzerne: Bertelsmann und Pearson legen zusammen

Random House und Penguin rücken gemeinsam an die Weltspitze des Buchgeschäfts. Der Milliarden-Konzern soll auf dem digitalen Markt schlagkräftiger werden, den sich Amazon, Google und Apple teilen.

Berlin - Bertelsmann rückt mit seinem Buchverlagsgeschäft an die Weltspitze. Der größte Medienkonzern Europas legt seine Verlagsgruppe Random House mit Penguin, dem Buchverlag der britischen Pearson-Gruppe, zusammen. Wie das Gütersloher Unternehmen am Montag mitteilte, soll Bertelsmann 53 Prozent des Gemeinschaftsunternehmens halten. Geleitet wird der Verlag mit rund drei Milliarden Dollar Umsatz und 8000 Mitarbeitern vom derzeitigen Chef der Bertelsmann-Buchsparte, Markus Dohle. Sitz des neuen Unternehmens ist New York. Die Kartellbehörden in den USA und Europa müssen das Geschäft noch genehmigen. Die deutsche Verlagsgruppe Random House in München mit 900 Beschäftigten und 45 Verlagen wird nicht Teil der Gruppe und bleibt bei Bertelsmann (siehe Artikel unten).

Mit dem Zusammenschluss entstehe ein „literarisches Powerhaus mit den besten Autoren aller Genres“, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Montag auf einer Telefonko nferenz. Er sprach von einem „großen Tag für Bertelsmann“. Das Zusammengehen mit Penguin werde den beiden Konzernen ermöglichen, „noch effektiver ihre Bücher zu verlegen, und das in traditionellen wie digitalen Formaten und für die Vertriebswege der Zukunft“, sagte Rabe. Damit deutete er an, wo die künftigen Partner auf den härtesten Wettbewerber treffen: im Internet und auf dem wachsenden Markt der E-Books. Der neue Verlag, der Penguin Random House heißen soll, will seine Verhandlungsposition gegenüber großen Buch- und E-Book-Händlern wie Amazon, Google und Apple stärken und mehr Spielraum bei der Entwicklung von E-Books erhalten. Einige Verlage klagen über den wachsenden Einfluss von Amazon auf die Preisgestaltung. Rabe äußerte sich am Montag zurückhaltender: „Amazon ist ein großer und guter Kunde und wird es auch bleiben.“ Der Online-Händler diktiere keine Preise.

Random House mit einem Umsatz von gut 1,7 Milliarden Euro verkauft nach eigenen Angaben pro Jahr weltweit 500 Millionen Bücher. Zu den bekanntesten Autoren gehören John Grisham, Dan Brown, John Irving, Toni Morrison, John Updike oder Orhan Pamuk. Zuletzt erwies sich die Erotik-Trilogie „Shades of Grey“ als Kassenschlager. Der Traditionsverlag Penguin mit dem Pinguin als Emblem – Umsatz: knapp 1,3 Milliarden Euro – ist für seine preiswerten Klassiker-Taschenbücher bekannt. Trotz der Zusammenlegung sollen beide Verlage ihre Identität bewahren.

Die Zusammenarbeit mit Penguin bietet Bertelsmann vor allem einen Vorteil auf Märkten, auf denen der deutsche Medienkonzern wachsen will: neben Nordamerika sind dies Schwellenländer wie China, Brasilien und Indien. Thomas Rabe erhofft sich überdies Einsparungen bei der Zusammenlegung von zentralen Verwaltungs- und Einkaufsabteilungen beider Unternehmen. Die nicht bezifferten Mittel sollen in die Digitalisierung der Bertelsmann-Inhalte reinvestiert werden.

Zu Bertelsmann gehören neben Random House noch Europas größte Fernsehgruppe RTL, der Zeitschriften-Verlag Gruner + Jahr und der Mediendienstleister Arvato. Rabes Plan, die Familie Jahr bei Gruner + Jahr herauszukaufen und somit den Verlag allein zu kontrollieren, war unlängst an Preisvorstellungen gescheitert.

Die Verträge zwischen Bertelsmann und Pearson waren nach fünfmonatigen Verhandlungen unterzeichnet worden. Das konnte auch die kurzfristige Ankündigung des Medienmoguls Rupert Murdoch nicht mehr verhindern, ein eigenes Angebot für Penguin vorlegen zu wollen. Sein Ziel war einem Zeitungsbericht zufolge ein Zusammenschluss mit der eigenen Verlagstochter Harper Collins.

Für Pearson ist der Schritt eine Zäsur. Der angekündigte Rücktritt von Vorstandschefin Marjorie Scardino zum Jahreswechsel hat Spekulationen über eine neue Strategie ausgelöst. Möglich ist, dass das Unternehmen auch die „Financial Times“ verkauft, um sich stärker auf das Geschäft mit Schulbüchern und Lehrmaterial zu konzentrieren. mit dpa, rtr

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