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Buchmesse: Hörbücher verkaufen sich schlechter

Die zweistelligen Zuwachsraten bei Hörbüchern der vergangenen Jahre erreicht die Branche nicht mehr. Die Verlage wollen nun mit aufwendigeren Produktionen wieder an Fahrt gewinnen.

Ein Händler aus Düren hatte sich auf der Pressekonferenz des Arbeitskreises gerade bei seinen Lieferanten beschwert. Käufer klagten immer öfter über gekürzte Hörbuchversionen. In den Audioproduktionen würden beispielsweise Figuren oft nicht mal mehr eingeführt und verschwänden "einfach so", wenn sie für den Handlungsablauf verzichtbar würden. "Im Buch ist das natürlich anders. Selbst ein guter Krimi lebt von Nebenfiguren", sagte er.

Theresia Singer vom Münchner Hörbuchverlag Headroom Sound Production kennt das Problem nur zu gut. Eine anständige Akustikproduktion koste gern mal 20.000 Euro, berichtete sie. "Mit ausgebildeten Sprechern oder Schauspielern fängt das ja erst an." Hinzu kämen ein Regisseur und ein Lektor für unvermeidliche Kürzungen oder Bearbeitungen. "Wenn sie außerdem kleine Hörspielinszenierungen einbauen wollen, wird es richtig teuer." Am Ende müsse dann noch ein gut ausgestattetes Studio bezahlt werden, um alles zu realisieren.

Im Hörbuch-Arbeitskreis herrscht Konsens, dass in zu vielen Produktionen tatsächlich amateurhafte Sprecher zum Einsatz kommen und Regisseure immer häufiger gar nicht mehr. Nach einer aktuellen Studie des Börsenvereine steht der Hörbuchmarkt preislich jedoch kaum unter Druck. Jeder zweite Käufer entscheidet sich für ein Produkt der obersten Preisklasse - 18 Euro und darüber.

Immer mehr Menschen laden sich Hörbücher aus dem Netz

Insgesamt rechnet der Arbeitskreis 2007 noch mit einem Wachstum des Hörbuchmarkts um acht Prozent verglichen zum Vorjahr. Von Zweistelligkeit spricht niemand mehr, im Juli lag das Plus im Monatsvergleich zu 2006 nur noch bei 2,7 Prozent, für den August meldet die Branche gar ein "fast zweistelliges Minus." Rund die Hälfte aller Hörbücher werden weiterhin im Buchhandel abgesetzt, steil nach oben zeigen die Zahlen bei Download-Portalen.

Noch laden sich erst fünf Prozent der Käufer ihr Produkt aus dem Netz runter, aber es waren in der ersten Jahreshälfte 2007 gut 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2006. Der Arbeitskreis hat seine Konsumforschung vorangetrieben und berichtet, Hörbuchnutzer seien "Technik-affin" und verfügten zu 83 Prozent über einen häuslichen Internetzugang. Auf Buchkäufer allgemein treffe das nur zu 73 Prozent zu.

Bei aller Zugewandheit zu modernen Medien bleiben die meisten Höhrbuchfans laut Marktentwicklung an der anspruchsvollen Realisierung eines Hörbuchs interessiert. Theresia Singer von Headroom Sound Production fühlt sich mit dieser Einschätzung bestätigt: "Der Reiz des Hörbuchs liegt für den Hörer in der mitreißenden Inszenierung von Literatur."

Stefan Höhle[ddp]

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