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„Billig-Wettbewerber tun uns nicht weh.“ Easyjet-Chefin Carolyn McCall hat keine Angst vor Lufthansas Eurowings.

© dpa

Carolyn McCall über Billigflieger Easyjet: "Wir sind hier, um zu bleiben"

Keine Langstrecken, mehr Geschäftsreisende und keine Extrawürste bei der Verpflegung: Carolyn McCall, die Chefin des britischen Billigfliegers Easyjet, über neue Flugzeugmodelle und Wettbewerber im europäischen Markt.

Frau McCall, Sie haben gerade ihren 250. Airbus übernommen, weitere 165 sind bestellt. Easyjet ist also weiter auf Wachstumskurs?

Es gibt nach wie vor viele neue Möglichkeit, auf dem Kurzstreckensektor in Europa profitabel zu expandieren. Wir haben gerade neue Basen in Amsterdam und Porto eröffnet. In allen unseren Märkten sehen wir Wachstumsmöglichkeiten. Unsere Strategie ist es, die Basen erst an das bestehende Streckennetz anzuschließen und dann mit weiteren Destinationen zu verbinden wie beispielsweise Tel Aviv, Scharm el Scheich oder Marrakesch.

Auch die klassischen Netzwerk-Carrier wechseln insbesondere auf der Kurzstrecke zunehmend zum Billigflieger-Modell, jetzt auch die Lufthansa mit Eurowings. Wie kann sich Easyjet gegenüber dieser neuen Konkurrenz behaupten, und was können Sie nach wie vor besser machen?

Das ist nur ein zusätzlicher Wettbewerb so wie wir ihn unter anderem mit Lufthansa und Air Berlin auch davor schon hatten. Das tut uns nicht weh, es bedeutet nur, dass wir uns diesem Wettbewerb stellen müssen. Die Low-Cost-Töchter der Netzwerkcarrier bleiben billige Netzwerkcarrier, mit denen wir effektiv konkurrieren können. Das sind keine wirklichen Billigflieger, wir haben andere Verträge mit den Crews, schnellere Umlaufzeiten, eine schlankere Verwaltung, einfachere Dienstgebäude und betreiben nur einen Flugzeugtyp. Unser Kostenvorteil gegenüber diesen Gesellschaften liegt bei 30 Prozent. Wir sind in vielen Punkten besser, sehr effizient, pünktlich und zuverlässig, gut zu unseren Kunden und wir haben das bessere Streckennetz – wo auch immer Sie in Europa hin möchten, speziell zu den Primär-Flughäfen.

Sie setzen verstärkt auch auf Geschäftsreisende, läuft das nicht auf ein Einheitsprodukt aller Airlines im europäischen Luftverkehr hinaus?

Unser Modell für Geschäftsreisende unterscheidet sich stark von dem der Legacy Carrier. Geschäftsleute wollen auf europäischen Kurzstrecken schnell und effizient von Punkt zu Punkt reisen. Dazu müssen wir unser Modell nicht ändern, müssen nicht zusätzlich spezielle Speisen und Getränke servieren. Die Netzwerk-Airlines setzen auf Trennvorhänge und größeren Sitzabstand, aber die Zeit dafür ist vorbei. In der heutigen Welt, wo die Firmen immer mehr auf die Kosten achten, ist das nur noch etwas für die Mittel- und Langstrecke.

Eurowings wird auch touristische Fernziele ansteuern, Wow Air bietet Transatlantikflüge via Island, und Ryanair hat Langstreckenpläne verkündet. Wird auch Easyjet auf die Langstrecke gehen?

Wir sehen uns in absehbarer Zukunft nicht auf der Langstrecke. Für die nächsten Jahre konzentrieren wir uns auf die europäischen Kurzstrecken, hier gibt es genug für uns zu tun.

Easyjet wechselt von der A319 auf die größereA320. Ist auch die A321 ein Thema?

Wir werden darüber nach einer genauen Betrachtung entscheiden. Airbus hat angekündigt, die Kapazität der A320 auf 189 Passagiere zu erweitern. Wir schauen uns das an und sprechen auch über die A321, darüber, ob sich hier Möglichkeiten für uns ergeben oder nicht. Es kann auf eines der beiden Modelle hinauslaufen oder auch auf beide. Grundsätzlich geht es uns nicht um eine größere Reichweite, sondern um ein noch kosteneffizienteres Flugzeug für bestimmte Strecken.

Easyjet feiert in diesem Jahr den 20. Geburtstag, wo sehen Sie die Gesellschaft in 20 Jahren?

Wir werden eine von zwei großen Airlines in Europa sein, ungemein erfolgreich. Easyjet ist hier, um zu bleiben. Die Leute lieben uns, es ist eine tolle Sache.

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