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Cebit 2008

© ddp

Cebit: Mehr Geschäft, weniger Glamour

Die Computermesse Cebit präsentiert sich in diesem Jahr mit neuem Konzept: "Grüne Informationstechnik" ist dabei ein zentrales Thema. Fachbesucher hoffen indes auf bessere Geschäfte als im Vorjahr.

Strom und damit Kosten sparen und durch den Einsatz erneuerbarer Energien das Klima schützen – auf der Computermesse Cebit wird umweltfreundliche Technik in diesem Jahr eines der Top- Themen sein. „Green IT“, grüne Informationstechnik, nennt das die Branche. „Green IT ist das Thema, das verantwortliche Manager umtreibt“, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom. „Hier entsteht ein enormer Markt – nicht zuletzt wegen der steigenden Energiekosten.“ So könne sich etwa ein neues ressourcenschonendes Rechenzentrum bereits nach zwei Jahren amortisieren. Auf der Cebit, die am Dienstag in Hannover öffnet, kann man sich ein „grünes“ Musterbüro anschauen und Fujitsu-Siemens zeigt zum Beispiel einen Monitor, der im Standby keinen Strom mehr verbraucht.

Die Cebit präsentiert sich in diesem Jahr mit neuem Konzept: klarer auf Geschäftskunden ausgerichtet und in konzentrierter Form, da die Messe um einen Tag verkürzt wurde. Den stärksten Besucherrummel soll es diesmal am Wochenende geben. Die Branche begrüßt das. „Es geht nicht um Glamour, es geht ums Geschäft“, sagt Rohleder vom Bitkom. Mehr als 5500 Aussteller aus aller Welt erwarten die Veranstalter der weltgrößten Technologiemesse. Dabei wurde das Kongressprogramm nach dem Vorbild der US- Messen deutlich ausgebaut. Auch das wertet Rohleder positiv: „Wissensvermittlung und Kontakte knüpfen, das interessiert die Fachbesucher.“ Mehr als 1000 Konferenzen und Veranstaltungen finden im Rahmen der Cebit statt. Für die Branche ist die Messe ein Muss. „Die Cebit hat für den Standort eine herausragende Bedeutung“, sagt Rohleder. „Sie ist die Marke, die den IT-Standort Deutschland bekannt macht.“

Als weitere wichtige Themen der Messe nennt Rohleder unter anderem die Sicherheit in der Informationstechnik und die Konvergenz – das Zusammenwachsen verschiedener Bereiche wie Computer, Fernseher und Haustechnik im privaten Umfeld oder Telematik, Navigation, Logistik und Maschinen- und Anlagensteuerung im geschäftlichen Bereich. „Konvergenz ist schon lange ein Thema, aber es gibt immer neue Technologien – sie bringen dem Markt Schwung und Volumen“, sagt Rohleder.

Klaus von den Hoff, Partner der Unternehmensberatung Arthur D. Little, identifiziert im Bereich Telekommunikation zwei bestimmende Trends für dieses Jahr: Erstens wird das Internet durch schnelle und breitbandige Datenverbindungen mobil. Es gibt jetzt eine große Zahl Geräte, die schnelles und komfortables Surfen erlauben und immer mehr Dienste, die sich unterwegs auf dem Handy oder anderen mobilen Geräten nutzen lassen. „Mobiles Breitband wird der Haupttreiber für Umsatzwachstum der nächsten Monate sein“, sagt von den Hoff. „Und der Durchbruch steht unmittelbar bevor.“ Die Experten von Arthur D. Little erwarten, dass im Jahr 2012 bis zu 50 Prozent der Mobilfunkkunden in Europa einen breitbandigen Zugang haben werden. Für viele Marktbeobachter gilt das Designhandy iPhone von Apple als ein Wegbereiter für die mobile Datennutzung.

Zweitens sieht von den Hoff eine sich beschleunigende Konsolidierung in der Industrie, insbesondere im Festnetz. Grund sind die hohen Investitionen, die die Anbieter von Telekommunikationsanschlüssen leisten müssen, wenn sie künftig Telefon, Fernsehen und Internet aus einer Hand über Glasfaser anbieten wollen. Aber auch durch den aufkommenden Wettbewerb aus dem breitbandigen Mobilfunk. „Diese hohen Investitionen können von vielen kleineren Anbietern nicht erbracht werden“, sagt von den Hoff. „Wir werden verstärkt Übernahmen durch große Player erleben.“

Er geht davon aus, dass sich die Zahl der Festnetz- und Mobilfunkanbieter in Europa in den kommenden Jahren halbieren könnte. „Größe wird eine wichtige Rolle spielen, um die besten Geräte, die besten Inhalte anbieten zu können. Die Frage ist nur, wer wird wen fressen?“

Gleichzeitig erwartet von den Hoff eine Verschärfung des Wettbewerbs bei den Diensteanbietern. Unternehmen wie die Telekom oder Vodafone müssen sich auf Apple, Google oder Nokia als neue Konkurrenten mit völlig anderen Geschäftsmodellen, großem Appetit und tiefen Taschen einstellen. Sie alle beanspruchen einen Teil des Kommunikationsbudgets der Kunden und bieten längst eigene Inhalte an. „Traditionelle Telekommunikationsanbieter werden einerseits zunehmend Umsätze mit diesen neuen Spielen teilen müssen, andererseits werden sie sich schwer tun, zum Beispiel erfolgreiche werbefinanzierte Geschäftsmodelle selbst umzusetzen“, sagt von den Hoff. Die Herausforderung wird daher eine neue Form der Zusammenarbeit sein.

Das Zusammenwachsen von Telekommunikation, Informationstechnik und Mobilfunk eröffnet auch ganz neue Anwendungen für Unternehmen. „Unified Communications“ nennt es die Branche, wenn der Nutzer Telefonie und Kommunikationsanwendungen wie E-Mail oder Instant Messaging über eine einzige Oberfläche bedienen kann. Darüber hinaus werden Kommunikationsfunktionen in Anwendungen wie beispielsweise Office oder Lotus Notes eingebunden. „Die Ablösung herkömmlicher Technologien durch Software-basierte Lösungen ist derzeit das wichtigste Thema in der Telekommunikation“, sagt Philipp Bohn von der Unternehmensberatung Berlecon in Berlin. Software, auch das wird die Messe zeigen, ist dabei immer weniger ein Produkt, das man kaufen, pflegen und immer wieder aktualisieren muss. Software wird immer öfter gemietet und online bereitgestellt. „Software as a Service“ ist ein weiterer Trend, der auf der Cebit unübersehbar sein wird.

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