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Schlafstörungen können mit Medikamente behandelt werden. Natürliche Mittel sind frei in der Apotheke erhältlich, andere gibt es nur auf Rezept.

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Charité-Mediziner: Schlafmittel sind besser als ihr Ruf

Medikamente können besonders bei chronischen Leiden helfen. Vor der Einnahme sollte immer ein Arzt konsultiert werden, rät ein Experte der Berliner Charité.

Fast jeder zehnte Deutsche leidet unter schweren Schlafstörungen – doch nur ein Bruchteil der Patienten unternimmt etwas dagegen. „Viele Leute wissen gar nicht, dass insbesondere chronische Schlafstörungen eine Erkrankung sind, die gut mit Medikamenten behandelt werden kann“, sagt der Berliner Mediziner Ingo Fietze. „Schlaftabletten haben das schlechteste Image auf der Welt.“

Der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité hat regelmäßig mit Menschen zu tun, die nicht einschlafen können, in der Nacht mehrfach aufwachen oder gar kein Auge zu tun – und stark unter den Folgen ihrer Schlaflosigkeit leiden. Menschen, die nicht ausreichend schlafen und sich somit nicht genügend erholen, sind tagsüber ständig müde oder antriebslos, können sich bei der Arbeit nur schwer konzentrieren und fallen nicht selten in Depressionen.

Gegen Schlafstörungen gibt es natürliche und synthetische Medikamente

Doch soweit muss es nicht kommen, sagt Schlafmediziner Fietze – wenn das Problem rechtzeitig erkannt und sofort mit Medikamenten gegengesteuert wird. „Andere erfolgversprechende Mittel gegen Schlaflosigkeit gibt es derzeit leider nicht“, sagt Fietze. Der Mediziner rät Patienten, dem Schlaf zunächst mit frei in der Apotheke oder der Drogerie erhältlichen natürlichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln auf die Sprünge zu helfen. Mono- oder Kombipräparate mit Extrakten von Hopfen, Baldrian, Melisse oder der Passionsblume können Betroffenen zu einem erholsamen Schlaf verhelfen und sind schon für wenige Euro zu haben.

Allerdings entfalten die Naturprodukte, die vor allem als Tabletten oder Tropfen verkauft werden, ihre volle Wirkung häufig nur bei hoher Wirkstoffdosierung und erst nach mehreren Wochen; viele Patienten verlieren die Geduld und setzen die Behandlung vorzeitig ab. Auch schlagen die Mittel keinesfalls bei jedem Patienten gleichermaßen an: Nur einer von 100 Patienten spricht laut Fietze auf eine entsprechende Therapie an.

Nahrungsergänzungsmittel Tryptophan stimuliert Stimmung und Schlaf

Zeigen Hopfen, Baldrian und Co nicht die erhoffte Wirkung, rät der Schlafmediziner zur Einnahme des nicht verschreibungspflichtigen Nahrungsergänzungsmittels Tryptophan. Die Aminosäure, die es etwa in Form von Kapseln zu kaufen gibt, bildet im Körper eine Vorstufe der Hormone Serotonin und Melatonin und reguliert Stimmung und Schlaf. Auch dieses Mittel bedarf allerdings einer hohen Wirkstoffdosierung, sagt Fietze. Welche im konkreten Fall angemessen ist, sollten Patienten in der Apotheke erfragen.

Ärzte können Antidepressiva gegen Schlafstörungen verschreiben

Wenn auch das nicht hilft, können synthetisch hergestellte schlaffördernde Antidepressiva oder klassische Schlafmittel wie Zopiclon, Zaleplon und Zolpidem (sogenannte „Z-Präparate“) bei Insomnie Abhilfe schaffen. Arzneimittel dieser beiden Gruppen sind rezeptpflichtig und sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt und in der von ihm vorgeschlagenen Dosierung eingenommen werden.

Vor allem der Konsum von Antidepressiva geht laut Mediziner Fietze häufig mit psychischen Nebenwirkungen einher. Wer nach der Einnahme zwar besser schläft, aber dafür mental völlig neben sich steht, sollte das Mittel sofort absetzen und umgehend seinen Arzt konsultieren.

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