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Er hat genug. VDA-Präsident Bernhard Mattes, erst seit anderthalb Jahren im Amt, tritt Ende des Jahres schon wieder ab.

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Update

Chef der Autolobby: Verbandspräsident Mattes gibt auf

Nach nur anderthalb Jahren tritt der VDA-Präsident zurück. Die Bundeskanzlerin eröffnet die IAA und verspricht Investitionen in die Infrastruktur.

Am Vormittag die Bundeskanzlerin zur feierlichen Eröffnung der IAA begrüßt und ein paar Stunden später den Rücktritt angekündigt: Bernhard Mattes, seit anderthalb Jahren Präsident des Verbands der Autoindustrie (VDA), erlebte einen aufregenden Donnerstag.

Der bedächtige Manager, der viele Jahre die Kölner Ford Werke geleitet hatte und seit März 2018 den VDA im Hauptamt leitet, ist offenkundig von den Autobossen aus dem Amt gemobbt worden.

Am vergangenen Wochenende war ein Brief von Herbert Diess an Mattes bekannt geworden, in dem der VW-Chef bereits im Februar vom VDA-Präsidenten mehr Engagement für die unter Beschuss stehende Branche verlangte. „Der Spiegel“ stellte prompt Mutmaßungen über einen Nachfolger an und nannte Ex-EU-Kommissar Günther Oettinger.

Der 63-Jährige sucht neue Aufgaben

Er werde das Amt zum Jahresende niederlegen, „um sich neuen Aufgaben zuzuwenden“, teilte Mattes knapp mit. Im März letzten Jahres hatte der Manager den langjährigen VDA-Präsidenten Matthias Wissmann abgelöst. Der war zuvor vom damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche angezählt worden, weil Wissmann die Konzerne wegen möglicher Kartellabsprachen kritisiert hatte.

Wissmann, ehemals CDU-Forschungsminister, hatte einen guten Draht ins Kanzleramt und bemühte sich immer um Unabhängigkeit gegenüber den VDA-Mitgliedern. Die wichtigsten sind natürlich die Vorstandsvorsitzenden von VW, Daimler und BMW. Es denen allen gleichermaßen recht zu machen, ist nur schwer möglich. Der 63-Jährige Mattes hatte seiner Karriere bei BMW in den 1980er Jahren begonnen und war dann in den 90ern zu Ford nach Köln gewechselt. Zum ersten und letzten Mal eröffnete er am Donnerstag mit der Bundeskanzlerin die IAA in Frankfurt am Main.

Angela Merkel betont eigene Verantwortung

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich in ihrer IAA-Eröffnungsrede an die Seite der Branche. Der Umbruch hin zu einer nachhaltigen Mobilität sei eine „Herkulesaufgabe“, die Industrie und Staat gleichermaßen anpacken müssten. Insgesamt stecke die Branche „in Umbrüchen wie man sie seit der Erfindung des Autos nicht mehr gesehen hat“, meinte die Bundeskanzlerin.

Weil das so ist, sei eine enge Kooperation von Staat und Industrie unverzichtbar. „Wir können das schaffen, als Deutschland vorne mit dabei zu sein“, sagt Merkel und kündigte an, bis 2022 werde entlang der Autobahnen der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stehen und zwei Jahre später auch entlang der Bundesstraßen. Die Verlässlichkeit der Ladeinfrastruktur sei für den Erfolg der Elektromobilität von größter Bedeutung. 20.000 Ladepunkte seien noch lange nicht ausreichend.

"Wir können das schaffen"

„Wir können das schaffen als Deutschland vorne mit dabei zu sein“, sagte Merkel. Die Kanzlerin kündigte an, dass bis 2022 entlang aller Autobahnen der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stehen werde, und zwei Jahre später auch entlang der Bundesstraßen. Die Technologie ist wichtig für neue digitale Funktionen in den Autos. Die Regeln für autonomes Fahren müssten auf Bundes- und nicht Länderebene beschlossen werden, sagte die Kanzlerin zudem und gab an, auch der Datenschutz müsse bei moderner Mobilität mitgedacht werden. Die Kanzlerin verweis darauf, dass der Verkehrsbereich bis 2030 seine CO2-Emissionen um 40 Prozent senken muss.

Beim IAA-Besuch von Merkel protestierten Greenpeace-Aktivisten gegen die Klimabilanz der Autoindustrie.
Beim IAA-Besuch von Merkel protestierten Greenpeace-Aktivisten gegen die Klimabilanz der Autoindustrie.

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Die Automesse wurde in diesem Jahr von Protesten von Umweltschützern begleitet, denen auch Merkel nicht entkam: Während Volkswagen-Chef Herbert Diess ihr den VW-Stand zeigte, stiegen mehrere junge Leute auf Auto-Dächer und entfalteten gelbe Transparente der Umweltorganisation Greenpeace. Mit Trillerpfeifen verschafften sie sich Gehör: "Frau Merkel, glauben Sie nicht den Lügen der Autoindustrie", rief eine junge Frau.

Die Bundeskanzlerin zeigte sich unbeeindruckt und ging mit dem Tross weiter zum Stand der Volkswagen-Tochter Audi. (mit dpa)

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