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Wirtschaft: Chef der Münchener Rück tritt ab

Auf Hans-Jürgen Schinzler folgtNikolaus von Bomhard/Generationswechsel auch bei der Allianz

Berlin (hej). Die deutsche Versicherungsbranche steht vor tief greifenden personellen Veränderungen. Sowohl der weltgrößte Rückversicherer, die Münchener Rück, als auch die Allianz bekommen neue Vorstandschefs. Während bei der Allianz bereits an diesem Dienstag der langjährige Vorstandsvorsitzende Henning SchulteNoelle (60) den Chefposten an seinen Nachfolger, Michael Diekmann (48), übergeben wird, steht der Führungswechsel bei der Münchener Rück zum Jahresende an. Der amtierende Vorstandsvorsitzende, Hans-Jürgen Schinzler (62), kündigte am Montag überraschend seinen Rücktritt zum Jahreswechsel an. Sein Nachfolger wird der 46-jährige Nikolaus von Bomhard. Die Börse begrüßte die Personalentscheidung.

Beide Versicherungsriesen stecken derzeit in Schwierigkeiten. Die Kursverluste an den Kapitalmärkten, Millionenaufwendungen für Schadensfälle und die Ertragsprobleme der Tochter Dresdner Bank haben der Allianz im vergangenen Jahr erstmals in der Firmengeschichte rote Zahlen beschert. Wenn Schulte-Noelle bei der Hauptversammlung die Geschäfte an den bisherigen Allianz-Amerika-Chef Diekmann übergibt, hinterlässt er seinem Nachfolger einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Rund 5,5 Milliarden Euro musste der Konzern im vergangenen Jahr allein für Kursverluste seiner Wertpapiere abschreiben. Die Allianz-Aktie, die noch vor wenigen Jahren mehr als 400 Euro gekostet hatte, dümpelt bei einem Kurs von knapp 60 Euro vor sich hin. Um die knappe Kapitaldecke aufzustocken, hat die Allianz jetzt eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe durchgeführt. Rund 4,4 Milliarden Euro wird ihr die Ausgabe junger Aktien einbringen. Rund 7000 Aktionäre haben sich für die Hauptversammlung in München angemeldet, viele werden von Diekmann wissen wollen, wie er das neue Kapital einsetzen will.

Auch bei der Münchener Rück soll jetzt ein Jüngerer das Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Nikolaus von Bomhard sei ein Mann mit viel Erfahrung im Rückversicherungsgeschäft, sagte ein Unternehmenssprecher. Der gelernte Jurist Bomhard ist derzeit im Vorstand verantwortlich für die Regionalbereiche Nord-, West- und Südeuropa sowie Lateinamerika.

Der Wechsel an der Spitze entspreche der langfristigen Unternehmensplanung. Schinzler gehe auf eigenen Wunsch, hieß es. Wie Schulte-Noelle strebt auch Rückversicherungs-Chef Schinzler nach dem Wechsel den Vorsitz im Aufsichtsrat an. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende der Münchener Rück, Eon-Chef Ulrich Hartmann, werde seinen Posten dann niederlegen.

Auch die Münchener Rück hatte die Folgen der Börsenkrise stark zu spüren bekommen. Insgesamt musste das Unternehmen Abschreibungen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro auf Wertpapiere vornehmen. Nur durch milliardenschwere Aktienverkäufe im ersten Quartal konnte der Konzern das Jahr mit einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro abschließen. Dabei trennte sich die Münchener Rück nicht zuletzt von Allianz-Aktien. Allein der Verkauf von Allianz-Papieren brachte den Münchnern Einnahmen von rund 4,7 Milliarden Euro. Der Rücktritt Schinzlers hänge aber nicht mit der Entwicklung bei der Allianz zusammen, betont man bei der Münchener Rück. Beide Versicherer sind seit jeher eng verbunden, wollen ihre gegenseitigen Beteiligungen jetzt aber deutlich reduzieren.

Sowohl Schulte-Noelle als auch Schinzler standen seit mehr als zehn Jahren an den Spitzen der Konzerne. Beide machen nun Platz für jüngere Nachfolger. „Schinzler wollte der Kreativität neuen Raum geben“, heißt es bei der Münchener Rück. Von Bomhard hat sich vor allem durch seine internationale Erfahrung einen Namen gemacht. Unter anderem baute er das Geschäft der Münchener Rück in Brasilien auf. Er gilt als zupackender Manager. Seinen ersten großen Auftritt als designierter Vorstandschef wird er bei der Bilanzpressekonferenz an diesem Mittwoch in München haben.

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