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Christoph Wolff räumt den Chefsessel für Jan Withag. Foto: dpa/pa

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Wirtschaft: Chef von Solar Millennium tritt ab

Kraftwerksbauer gibt sein US-Geschäft auf

Düsseldorf - Bei dem kriselnden Kraftwerksentwickler Solar Millennium dreht sich erneut das Personalkarussell: Nur neun Monate nach seinem Amtsantritt tritt Vorstandschef Christoph Wolff zurück. Wie die Erlanger Firma am Donnerstag mitteilte, tritt mit sofortiger Wirkung Vorstandsmitglied Jan Withag seine Nachfolge an. Vor wenigen Wochen war bereits Finanzvorstand Oliver Blamberger gegangen. Für Furore hatte Anfang 2010 der Abgang von Utz Claassen nach nur 74 Tagen im Amt als Vorstandschef gesorgt. Der ehemalige EnBW-Manager hatte zuvor eine Antrittsprämie von neun Millionen Euro kassiert, die derzeit Gegenstand eines Rechtsstreits ist.

Jan Withag muss Solar Millennium nun in neue Gefilde führen, da das Unternehmen den einst vielversprechenden US-Markt aufgibt. Der Kraftwerksentwickler verkauft seine US-Projekte an den Konkurrenten Solarhybrid. Wolff erklärte, der Verkauf sei für Solar Millennium derzeit der beste Weg, die Investitionen in den USA zu sichern. „Dies haben wir erreicht, und damit ist für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, den Vorstandsvorsitz in neue Hände zu geben.“

Die auf Photovoltaik-Anlagen spezialisierte Solarhybrid übernimmt das US-Projektportfolio der Solar Millennium im Umfang von 2,25 Gigawatt, das auch ein geplantes Großkraftwerk im kalifornischen Blythe umfasst. Die bislang geleisteten Investitionen fließen an Solar Millennium zurück, einen Teil des Kaufpreises hat Solarhybrid bereits gezahlt. Zudem erhält Solar Millennium nach dem Bau der US-Kraftwerke eine Gewinnbeteiligung. Der Kauf stehe aber unter dem Vorbehalt des endgültigen Abschlusses einer Unternehmensbewertung (Due Diligence), hieß es. An der Börse sorgten die Pläne für einen Kurssprung, der auch durch den Vorstandswechsel nicht geschmälert wurde. Die Aktie notierte mit einem Aufschlag von fast 14 Prozent bei 2,84 Euro.

Solar Millennium, das auf Parabolrinnen-Kraftwerke spezialisiert ist, hatte im August eine technologische Kehrtwende bei seinen US-Vorhaben einläuten müssen. Statt milliardenschwerer solarthermischer Großkraftwerke, in denen mit Sonnenenergie Wasser erhitzt wird, sollen in Kalifornien und Nevada nun Photovoltaik-Anlagen gebaut werden. Zur Begründung hieß es, nach dem Preisverfall bei Solarmodulen sei die Nachfrage in den USA nach Photovoltaik (PV) stärker als nach Solarthermie. In Blythe sollte der Pilot für das Wüstenstromprojekt Desertec entstehen. Auf einer Fläche von 24 Quadratkilometern sollten in den kommenden Jahren vier Parabolrinnenkraftwerke mit jeweils 242 Megawatt gebaut werden. rtr

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