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Chemie: Bayer holt neuen Chef von außen

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer bekommt einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Der Niederländer Marijn Dekkers soll Werner Wenning ablösen und den Konzern führen.

Berlin - Bei Bayer geht eine Ära zu Ende. Der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning (62) tritt in einem Jahr ab und übergibt an den Niederländer Marijn Dekkers (51). Das teilte der Konzern am Dienstag mit. Die Entscheidung für einen Externen bricht mit einer Tradition: Wenning sowie seine Vorgänger Manfred Schneider und Hermann-Josef Strenger waren bei Bayer groß geworden. Die Personalie trieb den Aktienkurs vom Tagestief auf ein Plus von zeitweise drei Prozent.

Der Stabwechsel fällt in eine schwierige Zeit. Zwar erwirtschaftet die Gesundheitssparte – vor allem dank der Übernahme des Berliner Schering-Konzerns vor drei Jahren – satte Gewinne, aber die Chemiesparte lahmt in der Krise. Dekkers kommt aus der Pharmabranche, hat in den USA Karriere gemacht und gilt als „Dealmaker“, also jemand, der große Zukäufe anstrebt. Vor dem Wechsel an der Spitze wird bereits der Finanzvorstand ausgetauscht: Ende April folgt auf Klaus Kühn (58) Werner Baumann (46) derzeit Vorstand in der Gesundheitssparte.

Die Lebensläufe von Wenning und Dekkers könnten kaum unterschiedlicher sein: Hier der Bayer-Mann durch und durch, der sogar in Leverkusen geboren wurde, vor gut 43 Jahren bei Bayer eine Lehre zum Industriekaufmann begann und bei dem Aspirin-Hersteller eine Karrierestufe nach der anderen erklomm – ohne Abitur und ohne Studium. Dort der promovierte Chemiker Dekkers, der nach dem Studium in die USA ging und dort bei einer Reihe von Unternehmen Karriere machte, erst als Forscher, später als Manager. Neben dem niederländischen hat er auch einen US- Pass.

Vor neun Jahren kam er zum Laborgerätehersteller Thermo Electron in Boston und rückte zwei Jahre später zum Vorstandschef auf. Unter seiner Führung verfünffachte das Unternehmen, das seit einer Fusion Thermo Fisher Scientific heißt, seinen Umsatz nahezu auf heute mehr als sieben Milliarden Euro. Dekkers sitzt in den Aufsichtsräten mehrerer US-Firmen und ist in der Branche exzellent vernetzt. Thermo Fisher ist in der Region Berlin-Brandenburg nicht unbekannt: Gerade haben die Amerikaner das Biotech-Unternehmen Brahms in Hennigsdorf für 330 Millionen Euro gekauft.

Dekkers, verheiratet mit einer Amerikanerin und Vater von drei Töchtern, spricht gut Deutsch und war in jungen Jahren sogar eine Zeit lang als Tennisprofi in Deutschland aktiv. Beim Gehalt macht er möglicherweise keine Fortschritte: Während Wenning im Jahr 2008 auf eine Vergütung von 3,7 Millionen Euro kam, waren es bei Dekkers umgerechnet 5,9 Millionen Euro. Und obendrein war es für ihn ein relativ schlechtes Jahr: Das Magazin „Forbes“ bezifferte seine Bezüge für die vergangenen fünf Jahren auf mehr als 70 Millionen Euro. Moritz Döbler

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