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Chemie: Bayers Bilanz glänzt – dank Schering

Pharma- und Chemiekonzern hat das bisher erfolgreichste Jahr überhaupt hinter sich. Mehr als eine Milliarde Umsatz mit Anti-Baby-Pillen.

Leverkusen - Schering-Käufer Bayer hat den Arbeitsplatzabbau in Berlin zum größten Teil abgeschlossen. „Wir müssen noch für weniger als 100 Mitarbeiter Lösungen finden“, sagte Bayer-Vorstandschef Werner Wenning am Donnerstag in Leverkusen bei der Bilanzvorlage. 950 Stellen will der Konzern, der das Berliner Pharmaunternehmen vor eineinhalb Jahren übernommen hatte, bis 2009 insgesamt streichen. Arbeitsdirektor Richard Pott zeigte sich sehr zuversichtlich, dass Bayer dabei ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen wird. „Die Wahrscheinlichkeit ist nach jetzigem Stand sehr gering“, sagte er dem Tagesspiegel. Er sei zuversichtlich, dass andere Lösungen gefunden würden.

Für den Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern hat sich der knapp 17 Milliarden schwere Schering-Kauf bezahlt gemacht. Bayer legte am Donnerstag – getrieben von der Pharmasparte – glänzende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. „Für Bayer war es das bisher erfolgreichste Jahr“, sagte Konzernchef Wenning. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Den Gewinn vor Steuern und Sondereinflüssen konnten die Leverkusener um 23,2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro steigern. Die Sondereinflüsse betrafen nach Konzernangaben im Wesentlichen die Integration von Schering, die das Ergebnis im vergangenen Jahr mit 683 Millionen Euro belastete. Über das gute Ergebnis können sich auch die Aktionäre und Mitarbeiter freuen: Bayer will die Dividende um 35 Prozent auf 1,35 Euro pro Aktie erhöhen. Mitarbeiter erhalten eine Erfolgsbeteiligung in Höhe eines Monatsgehalts.

Und auch der deutsche Staat profitierte vom starken Gewinn, wenn auch vergleichsweise bescheiden. 209 Millionen Euro führte der Konzern für das vergangene Jahr als Ertragsteuer ab. Dass Bayer als Folge der Unternehmensteuerreform umgekehrt 912 Millionen Euro als Einmalertrag einsteckte, stehe damit in keinem Zusammenhang, sagte Finanzvorstand Klaus Kühn. Es handele sich um einen „rein bilanztechnischen Effekt“.

Bayers Geschäft ruht auf drei Säulen: Die Gesundheitssparte inklusive Pharma trug knapp die Hälfte zum Gesamtumsatz bei, die Kunststoffsparte ist mit gut einem Drittel beteiligt, die Pflanzenschutzsparte mit knapp 20 Prozent.

Innerhalb der Gesundheitssparte sind es vor allem die früheren Schering-Produkte, die das Wachstum tragen. Sie steuerten zusammen sechs Milliarden Euro zum Gesamtumsatz bei. Die Anti-Baby- Pillen Yasmin/Yaz und das Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon überschritten im vergangenen Jahr erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro und stiegen damit nicht nur in den exquisiten Club der Blockbuster auf, sondern führen auch die Liste der umsatzstärksten Produkte in der Bayer-Pharmasparte an. Schering, das inzwischen als Bayer Schering Pharma (BSP) im Konzern geführt wird, wurde 2007 zum ersten Mal vollständig in der Bilanz berücksichtigt.

Auch in den beiden anderen Sparten laufen die Geschäfte nach Angaben Wennings gut. Steigende Rohstoffkosten seien durch Absatz- und Preissteigerungen wettgemacht worden. Das Pflanzenschutzgeschäft profitierte zudem durch gestiegene Preise für landwirtschaftliche Grundstoffe und eine verstärkte Nachfrage nach Pflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen, für die Bayer Saatgut produziert. Der Konzern testet derzeit unter anderem die Einsatzmöglichkeiten der ölhaltigen Pflanze Jatropha für die Biodieselindustrie. An dem Forschungsprojekt ist auch Autobauer Daimler beteiligt.

Bayer-Chef Wenning ist zuversichtlich, dass der Konzern das Ergebnis auch im laufenden Jahr „im hohen zweistelligen Bereich“ steigern kann. Das sei auch bei einem Eurokurs von 1,50 Dollar noch zu schaffen, versicherte Wenning. In der Planung hatte der Konzern noch einen Eurokurs von 1,45 Dollar zugrunde gelegt.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Konzernen wie Henkel oder BMW plant Bayer in diesem Jahr keinen Stellenabbau. „Ein Stellenabbau steht derzeit nicht auf der Tagesordnung“, versicherte Arbeitsdirektor Pott. Bayer habe sich bereits im vergangenen Jahr von insgesamt 1800 der 40 900 Mitarbeitern in Deutschland getrennt. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit 16 200 Mitarbeiter.

Maren Peters

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