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Wirtschaft: Chemiebranche erwartet 2003 einen leichten Aufschwung

Industrieverband kritisiert die häufig wechselnden Steuerpläne der Bundesregierung / Arbeitsplatzabbau geht weiter

Frankfurt (Main) (ro). Nach einem enttäuschenden Jahr 2002 ist die deutsche Chemieindustrie auch für das kommende Jahr nur verhalten optimistisch. „Sollte im nächsten Jahr der Aufschwung endlich kommen, rechnen wir nur mit einem bescheidenen Produktionswachstum von zwei Prozent“, sagte Wilhelm Simson, Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), am Donnerstag in Frankfurt (Main). Viel mehr als Stagnation sei aber nicht zu erwarten.

Auch wegen möglicher Folgen eines Krieges im Irak und wegen der Steuerpläne der Bundesregierung hält sich der Optimismus in Grenzen. Immerhin aber sollen die Preise nach einem Rückgang in diesem Jahr 2003 wieder leicht steigen. Die seit Monaten anhaltende Situation in der Branche vergleicht der VCIPräsident mit einem Waschbrett: Mal gehe es einen Monat hoch, dann wieder einen Monat runter. „Die Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung schieben wir jetzt schon ziemlich lange vor uns her.“ Andererseits sieht Simson die Firmen angesichts der nach wie vor hohen Investitionen – in diesem Jahr sind es über sieben Milliarden Euro – in einer durchaus guten Situation. „Die Betriebe sind in Top-Form. Wir könnten loslegen, es muss nur jemand fragen.“ Simson bekannte sich ausdrücklich zum Standort Deutschland.

Dennoch kritisierte der Chemieverband die Politik der Bundesregierung. Wenig Gefallen findet Simson am dem gerade von der EU beschlossenen Emissionshandelssystem, das auch der deutsche Umweltminister unterstützt. Simson befürchtet, dass es zu zusätzlichen Kostenbelastungen führen wird. Auch gegenüber den häufig wechselnden Steuerplänen der Regierung hat der VCI „erhebliche Bedenken“. „Wir brauchen nicht nur eine international wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung sondern auch Verlässlichkeit, um Deutschland für Investitionen attraktiver zu machen“, sagte Simson. Er sprach sich auch gegen die Vermögenssteuer aus. „Sie greift die Substanz der Unternehmen an und gefährdet Arbeitsplätze.“

Das Jahr 2002 war für die Chemiebranche eine Enttäuschung. Nur im ersten Quartal gab es nennenswertes Wachstum, allerdings auch nur wegen des schwachen vierten Quartals 2001. Danach sei die Nachfrage nach chemischen Produkten gering geblieben, sagte Simson. Die Produktion kletterte im gesamten Jahr um 2,5 Prozent und lag damit auf dem Niveau des Jahres 2000. Aufgrund eines weiteren Preisrückgangs von einem Prozent rutschte der Umsatz allerdings um 0,5 Prozent auf insgesamt 133,2 Milliarden Euro ab. Der Inlandsumsatz schrumpfte um 1,5 Prozent auf 64,5 Milliarden Euro. Das Auslandsgeschäft konnte um 0,5 Prozent auf 68,7 Milliarden Euro zulegen.

Angesichts der insgesamt enttäuschenden Entwicklung und der unter Druck geratenen Erträge setzte sich nach Angaben Simsons der Arbeitsplatzabbau in der Branche fort.

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