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Chemieindustrie: Tarifabschluss: Einmalig bis zu 715 Euro

Auch im zweiten großen Industriebereich ist die diesjährige Tarifrunde unspektakulär abgeschlossen worden. In der Chemieindustrie gibt es einen Tarifabschluss für 550 000 Beschäftigte. Eine prozentuale Erhöhung ist nicht vorgesehen.

Die rund 550 000 Beschäftigten der 1900 Chemiebetriebe bekommen in diesem Jahr eine Einmalzahlung von bis zu 715 Euro und dazu möglicherweise einen Konjunkturbonus von bis zu 260 Euro. Eine prozentuale Erhöhung der Tarife, die dauerhaft bestehen bleibt, ist nicht vorgesehen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von elf Monaten.

Damit fährt die Chemie eine andere Tarifstrategie als die Metallindustrie. Dort hatten sich die Tarifparteien im Februar auf einen neuen Vertrag verständigt, der für dieses Jahr auch eine Einmalzahlung, aber für 2011 eine prozentuale Erhöhung vorsieht und deshalb bis in das Frühjahr 2012 hineinreicht. Erst dann stehen also die nächsten Tarifverhandlungen der Metaller an, die Chemiker dagegen sind bereits in einem Jahr wieder dran.

Für die Übernahme von Azubis wird ein Fonds gegründet

In beiden Branchen jedoch dominierte in diesem Jahr das Ziel der Beschäftigungssicherung das Tarifgeschehen. Und das Bemühen, den Betrieben in der Krise mit variablen Tarifbestandteilen zu helfen. So dürfen Chemiebetriebe die Einmalzahlung reduzieren, wenn der jeweilige Betriebsrat zustimmt. Allerdings müssen mindestens 300 Euro an jeden Arbeitnehmer ausgeschüttet werden. Den Konjunkturbonus von 260 Euro gibt es in Unternehmen, „die nicht wesentlich von der Krise betroffen waren oder sind“, wie die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mitteilte. Für die Einmalzahlung und den Bonus gilt eine Differenzierung nach Belastung: Arbeitnehmer in Schichtarbeit bekommen mehr Geld als Arbeitnehmer in Normalschicht. Eine besondere Regelung zur Ausbildung schreiben die Chemie-Tarifparteien bis 2013 fort. Dadurch ist bis dahin ein Ausbildungsniveau von 9000 Plätzen pro Jahr garantiert.

Schließlich verständigte sich die IG BCE mit den Arbeitgebern auf einen Vertrag „Brücke in Beschäftigung“. Alle 1900 Chemiebetriebe zahlen künftig in einen Fonds ein, insgesamt 25 Millionen Euro. Wenn ein Betrieb trotz schwieriger Lage einen Ausgelernten übernimmt, gibt es aus dem Fonds einen monatlichen Zuschuss von 1000 Euro, befristet auf ein Jahr. Damit wollen die Tarifparteien in diesem und im nächsten Jahr jeweils gut 1000 Übernahmen fördern. Eine Kommission befindet über die Zuschüsse. IG- BCE-Chef Michael Vassiliadis lobt den Tarifabschluss insgesamt als „eine Brücke von der Krise in den Aufschwung“, der den unterschiedlichen Bedingungen in der Branche gerecht werde. alf

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