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Transrapid Schanghai

© dpa

China: Schanghai stutzt den Transrapid

Die Stadtregierung von Schanghai kürzt die neue Strecke zum Flughafen Pudong um drei Kilometer. Anwohner hatten gegen die Lärmbelästigung protestert - ihnen reicht die Kürzung allerdings noch nicht.

Peking - Die Stadtregierung von Schanghai will nach den Protesten von Anwohnern im vergangenen Jahr den geplanten Ausbau der Transrapidstrecke verkürzen. Eine entsprechende Bekanntmachung veröffentlichte die Stadtplanungsbehörde von Schanghai jetzt auf ihrer Internetseite. Die neue Verbindung zwischen den Flughäfen Pudong und Hongqiao sei 31,8 Kilometer lang und damit drei Kilometer kürzer als ursprünglich geplant, heißt es dort. Um die Lärmbelästigung der Anwohner gering zu halten, sollen weite Teile der Strecke zudem unterirdisch verlaufen.

Nach Anhörungen von Experten und der Bevölkerung sei der Plan für die Transrapidverbindung „umfassend optimiert" worden, teilt die Behörde mit und zeigt Pläne und Detailskizzen mit der neuen Streckenführung. Demnach soll der Transrapid durch weniger Wohnviertel wie etwa im Meilong-Bezirk führen. Dort hatten im vergangenen Jahr Anwohner mit Transparenten und Protestmärschen gegen den Transrapid demonstriert, weil sie eine Wertminderung ihrer Immobilien fürchten. Einige Protestierende hatten auch in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel um Hilfe gebeten. Die Schanghaier Behörden hatten daraufhin die bereits begonnen Bauarbeiten an der Strecke unterbrochen.

Bei der Veröffentlichung handelt es sich noch um einen Planungsentwurf. Wann und ob die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden, ist noch offen. Eine Stellungnahme der Schanghaier Stadtregierung war über den Jahreswechsel nicht zu bekommen. Anwohner entlang der geplanten Strecke äußerten sich jedoch kritisch. „Der Transrapid soll nun 50 Meter von meiner Wohnung entfernt fahren. Das ist nicht genug“, sagte ein Anwohner der Jinhong-Wohnanlage. Viele Schanghaier Bürger fürchten Lärmbelästigung und Gesundheitsschäden durch den 430 Stundenkilometer schnellen Magnetzug. Ein anderer Betroffener im Minhang-Bezirk erklärte, dass er wegen der geplanten Transrapiderweiterung seine Wohnung nur mit einem Abschlag verkaufen kann. „Die neuen Pläne ändern nichts an den negativen Folgen des Transrapid.“

Das deutsche Transrapid-Konsortium aus Thyssen-Krupp und Siemens verhandelt seit Jahren mit der chinesischen Seite über eine Verlängerung des seit 2004 betriebenen Magnetschwebezugs. Die Schanghaier Strecker ist weltweit bislang die einzige kommerziell betriebene. Bislang fährt der Zug nur auf einer 30 Kilometer langen Strecke vom Flughafen Pudong bis in eine Vorstadt Schanghais, die Fahrzeit beträgt acht Minuten. Chinesischen Medienberichten zufolge sollen Thyssen-Krupp und die SchanghaiMaglev-Betreibergesellschaft sich im Oktober grundsätzlich auf einen Ausbau vor der Weltausstellung Expo 2010 in Schanghai geeinigt haben. Allerdings fehlt noch eine abschließende Genehmigung des Staatsrates in Peking.

Chinas Begeisterung für den deutschen Transrapid hat sich in den vergangenen Jahren merklich abgekühlt. Beim Bau der 1,2 Milliarden Euro teuren Flughafenbahn war ursprünglich eine Erweiterung in die 170 Kilometer entfernte Nachbarstadt Hangzhou geplant gewesen. Weil die bestehende Strecke jedoch kaum von den Schanghaiern genutzt wird und Verluste einfährt, sind diese Pläne mittlerweile auf Eis gelegt. Chinesische Firmen und Universitäten versuchen zudem seit Jahren, einen eigenen Magnetzug zu entwickeln. Die nun geplante Verlängerung nach Hongqiao würde zumindest als Verbindung zwischen den beiden Schanghaier Flughäfen Sinn ergeben und wäre zugleich ein Aushängeschild der Stadt für die Weltausstellung in zwei Jahren.

Harald Maass

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