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Wirtschaft: China wertet Währung auf und löst sie vom Dollar

Zentralbank lässt überraschend mehr Flexibilität zu – das nutzt dem deutschen Export, sagen Ökonomen

Berlin - China hat seine Landeswährung Yuan leicht aufgewertet und die Bindung an den US-Dollar aufgegeben. In Zukunft solle der Wechselkurs in engen Grenzen schwanken dürfen, erklärte die chinesische Notenbank am Donnerstag auf ihrer Internetseite. Eine solche Maßnahme hatten die Industrieländer lange gefordert. Ökonomen nannten den Schritt positiv für die deutsche Wirtschaft. Auch der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, begrüßte den Schritt als einen Beitrag zur „weltweiten Finanzstabilität“.

Der Yuan-Kurs soll künftig gegenüber einem Währungskorb festgelegt werden. Mit der bisherigen Dollar-Bindung hatte China seine aufstrebende Wirtschaft gestützt. Wäre der Wechselkurs frei gewesen, hätte der Yuan Schätzungen zufolge um bis zu 40 Prozent aufgewertet werden müssen – was den Export gebremst hätte. Im zweiten Quartal dieses Jahres war die Wirtschaft um 9,5 Prozent gewachsen. Europa, Asien und die USA hatten China vorgeworfen, seine Wirtschaft auf Kosten anderer zu stützen. Washington hatte gar mit Handelsbeschränkungen gedroht.

Der Yuan sei mit Wirkung von Donnerstagmittag um 2,1 Prozent auf 8,11 Yuan für einen Dollar aufgewertet worden, erklärte die Zentralbank. Seit 1994 hatte der Kurs bei 8,28 Yuan gelegen. In Zukunft will die Bank täglich einen Schlusskurs gegenüber dem Währungskorb festlegen, dessen Zusammensetzung noch nicht bekannt ist. Von dem Schlusskurs darf der Yuan-Kurs dann um 0,3 Prozent nach oben und unten abweichen. Wegen der rigiden Währungspolitik hatten sich in den vergangenen Jahren Wechselkursanpassungen vor allem zwischen dem Dollar, dem japanischen Yen und dem Euro abgespielt. „Einen so starken Druck wird es in Zukunft nicht mehr geben“, urteilte Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank. „Die Schwankungen zwischen dem Euro und dem Dollar werden abnehmen – das ist gut für den deutschen Export.“ Insgesamt sei die Maßnahme eher politisch als realwirtschaftlich wichtig. „Die Chinesen bewegen sich in Richtung Normalität.“ Für das Land selbst bedeute das mehr Kontrolle über die eigene Wirtschaft. So könne die Geldpolitik jetzt restriktiver werden und mit Zinserhöhungen das Wachstum abbremsen. Wegen der starken Konjunktur befürchtet Peking eine Überhitzung seiner Wirtschaft.

Holger Schmieding, Europa-Chefökonom der Bank of America, nannte die Flexibilisierung des Yuan „eine politische Revolution“. Dies mindere die Sorgen um Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft. China selbst, ein wichtiger Absatzmarkt deutscher Firmen, könne die Aufwertung seiner Währung verkraften. „Der chinesische Export wird damit teurer, im Gegenzug verbilligt sich aber der für das Land wichtige Import.“ Von der gestiegenen Kaufkraft würden deutsche Investitionsgüter-Hersteller profitieren, sagte Ulrich Kater, Chefökonom der Deka-Bank.

Auch Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) begrüßte die Yuan-Aufwertung. Sie stärke Chinas Kaufkraft und führe tendenziell zu höheren Importen, sagte er. Das werde auch der deutschen Wirtschaft nutzen.

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