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Wirtschaft: Chrysler ruft 2,7 Millionen Autos zurück

Defekte Automatikgetriebe lassen Fahrzeuge auch in Park-Stellung rollen/Rückschlag auf dem Sanierungskurs

New York/Frankfurt (Main) (pf/hz/HB). Die ChryslerGruppe der Daimler-Chrysler AG hat einen Rückruf von 2,7 Millionen Autos der Baujahre 1993 bis 1999 in die Werkstätten angeordnet, um einen auf dem Autoboden aufgesetzten Schalthebel auszuwechseln oder reparieren zu lassen. Das gab Chrysler am Unternehmenssitz in Auburn Hills bekannt. Chrysler hat ferner mehr als 20000 Autos der Marke Dodge Durango zur Reparatur eines Kabels zurückgerufen. Bei den 2,7 Millionen Autos geht es den Angaben zufolge um die Modelle Chrysler Cirrus, Dodge Stratus und Plymouth Breeze der Baujahre 1995 bis 1999, der 1996 bis 1999 gefertigten Sebring-Kabrios und der Modelle Chrysler 300M, Chrysler Concorde, Chrysler LHS, Dodge Inrepid und Eagle Vision der Baujahre 1993 bis 1999.

Bei ausgeschalteter Zündung könne das Park-Blockierungssystem beim Automatikgetriebe ausfallen, wenn der Knopf des Schalthebels gedrückt und mit übertriebener Kraft gezogen werde, begründete Chrysler den Rückruf. Chrysler betonte jedoch, dieses Problem trete hauptsächlich in Fahrzeugen auf, die mehrfach den Besitzer gewechselt hätten, wie beispielsweise in Taxi-Flotten und Leihwagen. Nach Schätzung des Unternehmens seien vermutlich nicht mehr als etwa zehn Prozent der 2,7 Millionen Fahrzeuge betroffen. Chrysler will neue Komponenten einbauen lassen, die einem übermäßigen Druck auf den Schalthebel besser Stand halten. Zu den Kosten der Rückrufe machte Chrysler keine Angaben.

Experten befürchten, dass wegen des Problems nun auf den Autohersteller eine Klagewelle mit Schadenersatzforderungen zurollt, die das Unternehmen finanziell schwer belasten könnte. Denn nach Medienberichten seien auf den Defekt bereits bis zu 127 Unfälle zurückzuführen, bei denen 17 Menschen verletzt worden seien. Ein Besitzer eines Gebrauchtwagens sei sogar zu Tode gekommen.

Welchen Schaden solche Mängel für die Konzerne verursachen können, hatte bereits Ford lernen müssen: Dem US-Konkurrenten hatte eine Unfallserie mit mehreren Toten in Ford-Autos, die mit Firestone-Reifen ausgestattet waren, vor drei Jahren das Image zerstört. Der Skandal damals hatte allerdings andere Dimensionen: Wegen defekter Reifen und sich überschlagender Wagen starben 203 Menschen und über 700 wurden verletzt. Die jüngste Rückrufaktion ist dennoch ein herber Rückschlag für Chrysler-Chef Dieter Zetsche, der die US-Sparte des Autokonzerns in diesem Jahr mit neun neuen Modellen wieder auf die Überholspur führen will. Im vergangenen Jahr hat Chrysler angesichts der Rabattschlacht auf dem größten Automobilmarkt wahrscheinlich noch einen operativen Verlust eingefahren. „Wenn es einen Verlust gibt, dann wird er gering ausfallen“, hatte Zetsche in der vergangenen Woche am Rande der Motorshow in Detroit gesagt.

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