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Claas Daun, Daun & Cie AG: "Ich fühle mich zu Hause"

Claas Daun, Gesellschafter der Daun & Cie AG über sein Engagement in Südafrika

Was schätzen Sie an Südafrika?



Wenn ich in Johannesburg ankomme, fühle ich mich zu Hause: Die Sprache ist kein Problem, Südafrika hat eine hervorragende Infrastruktur, es hat Wirtschaftsprüfer, eine Börse, Eigentumsrechte, eben eine Marktwirtschaft mit unternehmerischem Geist, freie Medien. Während Deutschland in Vorschriften erstickt, verspüre ich in Südafrika bei allen Problemen noch eine Aufbruchstimmung.

Inder und Chinesen investieren verstärkt in Afrika. Warum schrecken viele Europäer vor einem Engagement zurück?

Schon in Südafrika gibt es keinen gewachsenen Mittelstand. Das erschwert das Ankoppeln. Aber es ist ja nicht so, dass keiner käme. Im Gegenteil: Ich habe meinen Geschäftsfreund Bruno Steinhoff nach Südafrika geholt. Der fertigte zurzeit des Kalten Krieges Möbel in Osteuropa. Sein Unternehmen Steinhoff International ging hier am Kap 1998 an die Börse und hat sich prächtig entwickelt. Auch die Steuern kompensieren für manche Unannehmlichkeit, denn es gibt nur eine Firmen- aber keine Gewerbesteuer, was viel klarer als in Deutschland ist.

Aber es gibt auch Investitionshindernisse?


Natürlich. Das gravierendste war bis vor kurzem die unsichere Energieversorgung. Wir haben bei uns Produktionsprozesse, wo es einfach keine Stromunterbrechung geben darf. Auch sehe ich die vom Staat angestrebte Integration der schwarzen Bevölkerung in die Wirtschaft in hohem Tempo mit Sorge. Man hätte den Nachdruck stärker auf die Ausbildung Schwarzer und weniger auf die Veränderung der Besitzverhältnisse legen sollen. Man bezahlt auch einen Preis, wenn man die Hautfarbe über die Kompetenz stellt, schon weil die hohe Kriminalität Fachkräfte davon abhält, nach Südafrika zu kommen. Schlecht ist auch der schnelle Jobwechsel vieler qualifizierter Schwarzer, weil es zu wenige von ihnen gibt und jede Firma wegen der Quoten verzweifelt nach ihnen sucht. Ein anderes Problem ist das rigide Arbeitsrecht. Arbeitgeber müssen bei jedem Rausschmiss höllisch aufpassen – was bei einer Arbeitslosigkeit von 30 bis 40 Prozent verrückt ist.

Sie haben Ihr Südafrikageschäft reduziert. Ein schleichender Rückzug?


So will ich das nicht sagen. Aber Südafrika wird zu einem afrikanischen Land, was zu einer geringeren Effizienz führt. Man sieht das am Verfall der Infrastruktur und vor allem der Stromversorgung. Auf der anderen Seite hat Südafrika 47 Millionen Menschen, deren Kaufkraft stark gewachsen ist. Der Bausektor hat zum Beispiel durch die Fußball WM 2010 so starken Rückenwind erhalten, dass die Kapazitäten zeitweise erschöpft waren. Jetzt müsste man hier investieren – wie auch in andere stabile Länder Afrikas. Wenn ich jünger wäre, würde ich es sicherlich versuchen.

Claas Daun ist geschäftsführender Gesellschafter der Daun & Cie AG. Das Unternehmen stellt Kleidung und technische Textilien her. Das Gespräch führte Wolfgang Drechsler.

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