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CO2-Reduzierung: Autohersteller schlagen Alarm

Die deutschen Autohersteller sehen durch die Vorschläge der EU-Kommission zur CO2-Reduzierung Milliardenforderungen auf sich zukommen und haben "drastische Nachbesserungen" gefordert.

Brüssel/Berlin ­ - „Mit dem heutigen Vorschlag ist weder dem Klimaschutz noch der wirtschaftlichen Vernunft gedient“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Mittwoch in Frankfurt. „Wir sind mit dem Erstentwurf sehr unzufrieden und erwarten, dass hier nachgebessert wird“, sagte auch ein BMW-Sprecher. Vor allem das Oberklasse-Segment würde überproportional belastet, während das volumenstarke Kleinwagensegment deutlich entlastet würde. Europas größter Autobauer VW sprach von „inakzeptablen Belastungen“. Die Kommission ziele weit über ein gesamtwirtschaftlich sinnvolles Ziel hinaus. Der Sportwagenbauer Porsche, der beim CO2-Ausstoß besonders großen Nachholbedarf hat, kündigte eine Prüfung des Kommissionsvorschlags an.

Auch auf europäischer Ebene sei mit Widerstand zu rechnen, sagte VDA-Präsident Wissmann. „Ein solcher Vorschlag wird das EU-Parlament und den Ministerrat nicht überstehen.“ In den kommenden Monaten sei mit einem „Marathonlauf“ durch die Instanzen zu rechnen. In Brüssel rechnet man damit, dass dies mindestens zwei Jahre dauern wird und dass die Brüsseler Vorschläge dabei erheblich verändert werden.

Die EU-Pläne sehen im Einzelnen vor, dass von 2012 an der Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen – dazu zählen auch Importe – von heute durchschnittlich 160 Gramm pro Kilometer auf 130 Gramm sinken soll. Zusätzliche zehn Gramm sollen durch begleitende Maßnahmen, wie die Verbesserung der Reifen oder der Klimaanlagen, gewonnen werden.  Nach Angaben von Umweltschützern beträgt der CO2-Ausstoß der deutschen Autohersteller derzeit durchschnittlich 170 Gramm.

Der Kommissionsvorschlag sieht weiter vor, dass schwere Autos mehr Kohlendioxid ausstoßen dürfen, aber auch mehr für die Schadstoffreduzierung tun müssen. So dürfen Fahrzeuge mit dem doppelten Gewicht eines Kleinwagens nur 60 Prozent mehr CO2 ausstoßen. Die geplanten Geldbußen für die Überschreitung der Obergrenzen sollen schrittweise steigen: Wer 2012 die Vorschriften nicht einhält, soll dafür 20 Euro pro Gramm CO2 und Fahrzeug zahlen. Im zweiten Jahr soll die Buße dann auf 35 Euro steigen, im dritten auf 60 Euro und 2015 auf 95 Euro.

Der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) nannte die Vorschläge „ein Trauerspiel“. Greenpeace verlangte schon jetzt die Festsetzung eines Grenzwertes von 80 Gramm CO2 ab 2020. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bezeichnete die Vorschläge hingegen als „gut und richtig“. Die Politik habe bisher zu wenig zur Begrenzung der CO2-Emissionen bei deutschen Fahrzeugen getan, es sei ein richtiger Schritt, dies nun aus Brüssel vorzugeben, sagte DIW-Expertin Claudia Kemfert. Der Gelsenkirchener Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer bezeichnete eine CO2–Reduktion auf 130 Gramm als machbar. „Die Technik liegt in den Regalen“, sagte er. tog/mot

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