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Commerzbank: Aufstand der Aktionäre

Scharfe Kritik am Vorstand auf der Hauptversammlung der Commerzbank.

Mit Pfiffen und Buhrufen haben Aktionäre Commerzbank-Chef Martin Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt bedacht. „Der Frust der Aktionäre ist riesig“, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Andere Aktionäre hielten Blessing eine Wertvernichtung von bis zu 21Milliarden Euro seit 2008 vor und angesichts des massiven Kursverlustes sowie der weiter ausbleibenden Dividende „Schönrednerei und massive Selbstüberschätzung“. Auch Rücktrittsforderungen wurden laut. Der Ärger der Aktionäre wurde zusätzlich durch den Beschluss des Aufsichtsrats befeuert, die Vorstandsbezüge deutlich anzuheben. Blessing erhält für 2012 ein Festgehalt von 1,3 Millionen Euro nach bislang 500 000 Euro. Dazu können noch Boni kommen. Aufsichtsratschef Müller verteidigte die Anhebung. Es sei keine Erhöhung, sondern lediglich die Rückkehr zum regulären Gehalt. Bereits seit 2008 würden die Vorstände „signifikant unterhalb des Marktniveaus“ bezahlt, sagte Müller vor rund 2000 Aktionären. Dies sei nicht länger tragbar gewesen.

Während die Aktionäre immer mehr Geld verlören, stopfe sich der Vorstand die Taschen voll, erregte sich Kleinaktionär Richard Mayer. DSW-Vertreter Nieding zufolge haben Blessing und Müller das Vertrauen der Aktionäre nahezu komplett verspielt. „Dieser Punkt ist fast erreicht.“ Versprechen, dass die Bank für 2012 endlich wieder eine Dividende zahlen werde, seien ebenso obsolet wie der von Blessing noch vor einem Jahr angekündigte Betriebsgewinn von vier Milliarden Euro. Diese Ziele würden vermutlich frühestens 2015, eher wohl aber 2020 erreicht. Völlig unklar seien die Risiken, die noch im Staats- und Immobilienfinanzierer Eurohypo steckten. Ihn muss die Bank auf Geheiß der EU abwickeln.

Blessing sagte, alle Staatsanleihen aus Griechenland und Irland habe man bis Ende März verkauft, in den Büchern der Bank stünden aber noch Papiere aus Portugal, Spanien und Italien im Volumen von rund zwölf Milliarden Euro. „Eine mögliche Verlusterwartung daraus lässt sich seriös nicht quantifizieren.“ Die Kernbank sei aber, sagte Blessing, gut aufgestellt.

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