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Wirtschaft: Commerzbank braucht mehr Zeit

Der Umbau kostet viel und dauert, der Gewinn ist winzig. Aber das Institut zählt 236 000 neue Kunden.

Frankfurt am Main - Nach einem Mini- gewinn von nur sechs Millionen Euro im vergangenen Jahr bleiben die Aussichten für die Commerzbank auch für die nächsten Jahre gedämpft. 2013 werde ein Jahr des Umbaus, eine Dividende sei auch diesmal „sehr unwahrscheinlich“, sagte Vorstandschef Martin Blessing am Freitag auf der Bilanz-Pressekonferenz. Der Umbau werde Kraft, Geld und Zeit kosten. Allein im ersten Quartal wird die Bank eine halbe Milliarde Euro für den Personalabbau zurückstellen. Bis 2016 sollen bis zu 6000 Stellen wegfallen, davon zwischen 1800 und 3400 im Privatkundengeschäft. Blessing verzichtet angesichts des mageren Gewinns auf seinen Bonus für 2012. Das Festgehalt des Commerzbank-Chefs ist aber wieder auf 1,3 Millionen Euro gestiegen, nachdem er sich drei Jahre lang mit 500 000 Euro begnügen musste.

Immerhin reicht das Ergebnis aus, damit die Bank die Zinsen für die Stille Einlage des Bundes und des Allianz-Konzerns überweisen kann. An den Bankenrettungsfonds Soffin und damit an den Bund gehen 150 Millionen Euro, die Allianz erhält 62 Millionen Euro. Die Aktionäre gehen allerdings das fünfte Jahr in Folge leer aus. „Das ist schon ein relevanter Betrag“, sagte Blessing zu seinem Bonus-Verzicht, ohne Details zu nennen. „Das Ergebnis ist nicht so positiv, dass ich dafür eine variable Vergütung bekommen sollte.“ Insgesamt wurden die Boni für Top-Banker in der Commerzbank um 17 Prozent auf 318 Millionen Euro reduziert, für die Investmentbanker sogar um 20 Prozent.

Härtere Konsequenzen haben allerdings bis zu 6000 der derzeit noch rund 56 000 Mitarbeiter zu tragen. Sie werden in den nächsten drei Jahren ihren Job verlieren. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat haben Anfang Februar begonnen, Blessing hofft darauf, sie bis zum Sommer abschließen zu können. Er rechne mit harten Verhandlungen, bei denen auch der Vorstand Zugeständnisse machen müsse. Von den 1200 Filialen soll keine geschlossen werden, sie werden vielmehr modernisiert. Viele der rund 16 Millionen Kunden – 2012 hat die Bank netto 236 000 gewinnen können – wollten eine Filiale und einen persönlichen Ansprechpartner. Deshalb sei eine Modernisierung sinnvoll. Rund eine Milliarde Euro will die Bank bis 2016 ins Privatkundengeschäft investieren. Eine weitere Milliarde fließt in die Mittelstandsbank, ins Auslandsgeschäft und in den Zahlungsverkehr.

Auch wegen dieser Investitionen steht die Bank weiter auf der Kostenbremse, auch mit dem Personalabbau. 2012 wurde bereits eine Milliarde Euro eingespart. Andererseits musste die Bank 2012 Belastungen von fast einer Milliarde Euro verkraften, unter anderem wegen Abschreibungen auf Steueransprüche und des verlustreichen Verkaufs einer Bank in der Ukraine. Das Betriebsergebnis im eigentlichen Bankgeschäft habe man aber auf 1,2 Milliarden Euro verbessern können, sagte Blessing. Allerdings erwies sich nur die Mittelstandsbank als wirkliche Stütze des Geschäfts, das Betriebsergebnis dort lag mit 1,6 Milliarden Euro um vier Prozent höher als 2011. In der Privatkundensparte dagegen brach es um fast 50 Prozent auf 245 Millionen Euro ein, in Osteuropa ging es um mehr als 40 Prozent auf 240 Millionen Euro zurück und im Investmentbanking sogar um 65 Prozent auf 197 Millionen Euro.

Immerhin hat es die Bank 2012 geschafft, ihr Portfolio mit riskanten Wertpapieren um 30 Milliarden Euro abzubauen. Doch sitzt die Commerzbank immer noch auf einem kritischen Portfolio im Volumen von 151 Milliarden Euro. Andererseits verfügt sie über Liquiditätsreserven von 83 Milliarden Euro und eine Kapitalausstattung, die die verschärften Anforderungen der Bankenaufsicht erfüllt.

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