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Wirtschaft: Commerzbank kauft Dresdner billiger und schneller

Komplette Übernahme schon Anfang 2009 und für 4,7 Milliarden Euro weniger / Finanzkrise zwingt Allianz zu Kompromiss

Frankfurt am Main - Die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt kommen der Commerzbank bei der Übernahme der Dresdner Bank entgegen. Schon im Januar – und damit acht Monate früher als bisher geplant – wird sie den Konkurrenten komplett vom Versicherungskonzern Allianz übernehmen. Gleichzeitig wird der Kauf mit 5,1 Milliarden Euro rund 4,7 Milliarden Euro billiger als bisher geplant. Hauptgrund: Die Commerzbank zahlt für den restlichen Anteil von 40 Prozent, den sie eigentlich erst in der zweiten Jahreshälfte übernehmen wollte, nicht mit 151 Millionen eigenen Aktien, sondern mit 1,4 Milliarden Euro in bar. Dadurch wird die Allianz an der neuen Bank nicht wie ursprünglich geplant 30, sondern nur 18,4 Prozent halten.

An der Börse wurde das Geschäft begrüßt: Commerzbank-Aktien stiegen am Freitag zeitweise um knapp 20 Prozent. Zuletzt lag das Plus noch bei knapp 4,9 Prozent. Die Aktie kostete damit 7,21 Euro – bei der Verkündung der Übernahme im August hatte das Papier noch bei 20 Euro notiert. In den vergangenen Wochen waren Spekulationen aufgekommen, die Übernahme könnte wegen der Finanzkrise platzen. Die Commerzbank schlüpfte als erste Bank in Deutschland unter den Rettungsschirm des Bundes und wird dabei auch Eigenkapitalhilfen in Anspruch nehmen.

„Wir beschleunigen die Übernahme und sichern eine schnelle Integration“, sagt Commerzbank-Chef Martin Blessing. „In den nach wie vor nervösen Finanzmärkten stellen wir so frühzeitig die uneingeschränkte Handlungsfähigkeit der Bank her.“ Allianz und Commerzbank hatten sich am späten Donnerstagabend überraschend auf das Vorziehen der im August vereinbarten größten Bankübernahme in Deutschland geeinigt. „In der aktuellen Situation ist eine beschleunigte Übernahme der Dresdner Bank vorteilhaft für alle Beteiligten“, sagte auch Allianz-Chef Michael Diekmann. Mitarbeiter und Kunden würden davon profitieren, dass nicht zwei Banken lange im Übergangsprozess arbeiten müssten, sondern die neue Commerzbank schnell handlungsfähig sei.

Diekmann beendet damit das verlustreiche Kapitel Dresdner Bank früher als gedacht. Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 24 Milliarden Euro übernommen. Das Institut hatte die Erwartungen der Allianz allerdings nie erfüllt und war für den Versicherungskonzern zu einer Last geworden. Ein Allianz- Sprecher bestätigte einen „Handelsblatt“-Bericht, wonach im vierten Quartal 2008 noch Abschreibungen von rund 600 Millionen Euro wegen einer geringeren Bewertung der Dresdner Bank notwendig seien.

Eigentlich wollte die Commerzbank den Kauf in zwei Schritten über die Bühne bringen. Zunächst sollten im Januar 60 Prozent, dann in der zweiten Jahreshälfte 40 Prozent übernommen werden. Mit der jetzt vereinbarten vorgezogenen Übernahme in bar sind eine zweite Kapitalerhöhung und eine Hauptversammlung, auf der die Verschmelzung beschlossen werden sollte, nicht mehr nötig. Der geänderten Vereinbarung zufolge erhält die Allianz jetzt 3,2 Milliarden Euro in bar und 163,5 Millionen Commerzbank-Aktien. Außerdem geht die Fondsgesellschaft Cominvest an die Allianz. Sie wird mit rund 700 Millionen Euro bewertet. Beide Seiten verzichten zudem auf einen Rettungsschirm für kritische Wertpapiere, für die Allianz 975 und die Commerzbank 275 Millionen Euro beisteuern wollte. Durch den Zusammenschluss der beiden Banken sollen 9000 der insgesamt 67 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, 6500 davon in Deutschland. Kündigungen sollen aber vermieden werden. 300 der gut 1500 Filialen sollen bis 2012 wegfallen. Auch der Name Dresdner Bank wird getilgt. Ob dies nun schneller als geplant passiert, ist unklar. Durch die Übernahme und die dann neu formierte Commerzbank entsteht nach der Deutschen Bank das zweitgrößte Geldhaus des Landes: Bilanzsumme 1,1 Billionen Euro, 12,3 Millionen Kunden.

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