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Wirtschaft: Commerzbank stellt wieder ein

Geschäft läuft gut, aber Verluste bei Privatkunden

Frankfurt am Main - Die Commerzbank stellt nach einem massiven Stellenabbau in den vergangenen Jahren wieder Mitarbeiter ein. Nach Angaben von Finanzvorstand Eric Strutz wurden von Januar bis Ende September in Deutschland rund 800 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Der Aufbau vollzieht sich mehr im Stillen“, sagte Strutz am Freitag. Vor allem im Privatkundengeschäft will die Bank weitere Arbeitsplätze schaffen. Andererseits soll in den Abwicklungsabteilungen weiter gespart werden. Gespräche darüber laufen mit dem Betriebsrat.

Die Geschäfte der Bank gehen so gut, dass Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller 2006 eines der besten Jahre, eventuell sogar ein neues Rekordergebnis erwartet.

Ende September beschäftigte die Commerzbank weltweit 36 123 Mitarbeiter, rund 2900 mehr als ein Jahr zuvor. Rund 2400 sind alleine durch die Übernahme des Gewerbe-Immobilienfinanzierers Eurohypo dazugekommen.

Der Konzernüberschuss der Commerzbank erhöhte sich in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 50 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Das waren bereits 70 Millionen Euro mehr als im gesamten Geschäftsjahr 2005. Vor allem im Mittelstandsgeschäft und im Investmentbanking konnte die Commerzbank deutlich zulegen, die Vorsteuergewinne dieser Sparten kletterten um 39 und 27 Prozent. Einen außerordentlichen Gewinn in Höhe von 60 Millionen Euro verbuchte die Bank zudem aus dem Verkauf ihres Anteils von gut acht Prozent an Ferrari.

Dagegen sorgte das Privatkundengeschäft überraschend für einen Vorsteuer-Verlust von 187 Millionen Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 241 Millionen Euro erreicht worden war. Hauptgrund: eine deutlich höhere Risikovorsorge. „Vor dem Hintergrund der zunehmenden Privatinsolvenzen haben wir uns für diesen konservativen Ansatz entschieden“, sagt Strutz. Aus diesem Grund hat die Commerzbank auch ihr Vertriebskonzept für das Kreditgeschäft mit Privatkunden geändert. „Es gibt eine viel stärkere Spreizung der Konditionen. Kunden, die gefährdet sind, müssen einen höheren Zins zahlen.“ Nach den Worten von Strutz wird in der Regel niemand abgewiesen, aber die Kreditvergabe werde viel stärker als früher über den Preis geregelt. „Dadurch sichern wir uns bei höheren Risikogruppen höhere Erträge.“

Nach den Worten von Strutz prüft die Bank weiter Übernahmen im Privatkundengeschäft. Man werde aber nur zugreifen, wenn es strategisch Sinn mache, und werde nicht jeden Preis bezahlen. Auch das Engagement in Russland will die Commerzbank weiter ausbauen. Ende August hatte die drittgrößte deutsche private Geschäftsbank rund 15 Prozent an der Moskauer Promsvyazbank – der Nummer 12 im russischen Markt – erworben. Mittelfristig will die Commerzbank die Mehrheit übernehmen und sich damit im russischen Privatkundengeschäft, so Strutz, einen „respektablen“ Marktanteil sichern.

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