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Die Datenwolke schwebt künftig über immer mehr Nutzern moderner Medien.

© dpa

Computermesse: Cebit 2012 - Ab in die Wolke

Cloud-Computing ist das zentrale Thema der IT-Branche. Die potenziellen Nutzer sind noch skeptisch.

Hacker legen die Webseite des FBI lahm, Kriminelle klauen Kunden- oder Bankdaten im großen Stil – solche Meldungen zeigen regelmäßig, welche Gefahren im Internet lauern. Und da sollen Unternehmen bereit sein, ins Cloud-Computing einzusteigen, also immer mehr Daten und Dienste über das Netz zu nutzen, statt Rechner und Software im eigenen Haus? Für Anbieter wie Amazon, Google, IBM oder T-Systems ist Cloud-Computing das große Thema. Dass die IT-Spezialisten aber noch nicht alle Unternehmen von den Vorzügen der Cloud überzeugt haben, zeigt das diesjährige Motto der Computermesse Cebit: Managing Trust – Vertrauen schaffen.

Die IT-Branche erwartet, dass ihr das gelingt: Der deutsche Markt für Cloud-Computing werde in diesem Jahr die Marke von fünf Milliarden Euro übersteigen, das ergab eine aktuelle Studie der Experton- Group im Auftrag des Hightech-Verbands Bitkom. Demnach wächst der Umsatz 2012 voraussichtlich um 47 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. „Cloud-Computing ist zu einem echten Boom-Thema geworden“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. „In den kommenden Jahren bleiben die Wachstumsraten aller Voraussicht nach im zweistelligen Bereich.“

Derzeit beobachtet Michael Römer, Partner der Unternehmensberatung A.T. Kearney, aber noch viel Zurückhaltung bei den Unternehmen. „Weniger als fünf Prozent der Investitionen in IT-Projekte bei großen Unternehmen haben etwas mit der Cloud zu tun“, sagt er. „Das Marketing der Cloud-Anbieter läuft auf Hochtouren, tatsächlich umgesetzt wird allerdings erst wenig.“ Zentrales Argument für Cloud-Computing ist, dass Unternehmen damit Geld sparen können. Andererseits kann es sie teuer zu stehen kommen oder sogar einen signifikanten Imageschaden verursachen, wenn geschäftskritische Daten gestohlen oder vernichtet werden beziehungsweise einfach nicht verfügbar sind. „Unternehmen müssen ihre Daten differenziert betrachten, je nachdem welches Sicherheitsniveau erforderlich ist“, erklärt Römer. Personal- und Entwicklungsdaten sollten anders behandelt werden als weniger vertrauliche Informationen. „Dieses Bewusstsein müssen viele Firmen erst noch entwickeln. Wichtig ist, dass die Fachabteilung entscheidet, welche Daten in die Cloud dürfen – und nicht nur die IT-Abteilung.“

Der ehemalige Hacker Gunnar Porada hält den Trend zum Cloud-Computing für sehr riskant. „Aus der Sicherheitsperspektive betrachtet, ist es ein Rückschritt von mehr als zehn Jahren“, sagt Porada, der heute mit seiner Firma InnoSec Unternehmen in IT-Sicherheitsfragen berät. „Wenn die Trennung der Firmendaten vom Internet aufgegeben wird, entstehen wesentlich mehr Angriffspunkte.“ Wenn sich Unbefugte dann Zugang zu sensiblen Daten verschafften, bemerken es die meisten Unternehmen nicht einmal.

Neben den Sicherheitsfragen sieht Berater Römer noch andere Gründe für die Zurückhaltung vieler Firmen: So könnte es Probleme bei der Integration bestehender Systeme in Cloud-Systeme geben und bei der kundenindividuellen Systemanpassung.

Wenn aber tatsächlich immer mehr Firmen massenhaft IT-Leistungen aus der Cloud nutzen, wird das auch die deutsche Softwareindustrie verändern. Heute ist sie von einer Vielzahl kleiner und mittelständischer Firmen geprägt, die individuelle Lösungen für ihre Kunden basteln. „Das wird eine Herausforderung für die Branche“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Er erwartet eine Konsolidierung. „Wohl Dreiviertel der etwa 50 000 kleinen Anbieter von Software und IT-Services in Deutschland müssen ihre Geschäftsmodelle grundlegend verändern – oder sie verschwinden.“

Das Tagesspiegel Cloud Forum am 26. und 27. April 2012 bietet Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft ein unabhängiges und direktes Gesprächsforum.

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