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Wirtschaft: Comroad-Gründer Schnabel muss sieben Jahre ins Gefängnis Die Umsätze der Telematik- Firma waren jahrelang erfunden

München (nad). Der Gründer des TelematikUnternehmens Comroad, Bodo Schnabel, muss für sieben Jahre ins Gefängnis.

München (nad). Der Gründer des TelematikUnternehmens Comroad, Bodo Schnabel, muss für sieben Jahre ins Gefängnis. Der Prozess habe bewiesen, dass Schnabel die Umsätze der Firma zwischen 1999 und 2001 fast vollständig erfunden habe, begründete das Münchner Landgericht am Donnerstagabend sein Urteil. Schnabel war wegen Kursbetrugs, Insiderhandels und gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt worden.

Zum ersten Mal nach der Skandalserie am Neuen Markt muss ein Ex-Vorstandschef wegen Bilanzfälschung hinter Gitter. Schnabels Ehefrau Ingrid erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Die Frau, die im Auftrag ihres Mannes Rechnungen einer Firma in Hongkong gefälscht hatte, hatte bereits zuProzessbeginn alle Vorwürfe als richtig bestätigt. Der Staat wird rund 20 Millionen Euro aus dem Vermögen der Familie einziehen.

Laut Anklage hatten sich die Schnabels durch Betrügereien etwa 30 Millionen Euro ergaunert. Der Prozess, der auf sechs Verhandlungstage angesetzt war, ging schneller zu Ende, weil Schnabel am Donnerstag überraschend ein Geständnis ablegte. An den ersten beiden Prozesstagen hatte der 51-Jährige wiederholt seine Unschuld beteuert. „Ich bereue meine Tat", sagte Schnabel am Donnerstag. Er habe sich von der Euphorie am Neuen Markt leiten lassen. „Ich konnte mich dem Sog nicht entziehen", ließ er seinen Verteidiger erklären. Schnabel habe während des New Economy-Booms auf Millionenumsätze gehofft und deshalb „vorgezogene Umsätze" über die nicht existierende Firma VT Electronics in Hongkong abgewickelt, sagten die Verteidiger.

Die Bilanzmanipulation war bei einer Sonderprüfung im Frühjahr aufgefallen. Seitdem steht das Geschäft bei Comroad still. Die Firma habe keine zahlenden Kunden und mache weder Umsatz noch Gewinn, hatte der neue Vorstandschef Hartmut Schwamm zuvor als Zeuge gesagt.

Derzeit zehre das Unternehmen ausschließlich vom vorhandenen Kapital in Höhe von 20 Millionen Euro und den Zinsen. Das Unternehmen teilte am Abend mit, dass die Bilanzen der Jahre 1999 bis 2001 wegen „der bekannten Vorkommnisse" neu erstellt und von Wirtschaftsprüfern testiert werden müssten. Dies werde bis Anfang des Jahres 2003 dauern.

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