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Wirtschaft: Conti kauft von Motorola die Autoelektronik

Preis bei einer Milliarde Dollar / GM verkauft weiter

Frankfurt am Main / Portland - Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental kauft für eine Milliarde Dollar das Autoelektronik-Geschäft des US- Konzerns Motorola. Die Akquisition, die noch im ersten Halbjahr über die Bühne gehen soll, beschert Conti einen Umsatzschub von 1,6 Milliarden Dollar oder rund zehn Prozent. Der Bereich „passt perfekt zu unserer Strategie, unseren Kunden fortschrittliche Sicherheitssysteme zu liefern“, sagte Conti-Chef Manfred Wennemer in Hannover. Damit ist der Akquisitionshunger des nach Bosch zweitgrößten deutschen Automobilzulieferers aber noch lange nicht gestillt. Wennemer hat bereits angekündigt, für Zukäufe bis zu vier Milliarden Euro ausgeben zu wollen. Neben dem nordamerikanischen Markt hat das Management dabei vor allem Asien im Auge.

Um die Finanzierung muss sich Wennemer keine Sorgen machen. Die Verschuldung von Conti wurde in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt. Zudem spülen immer neue Rekordergebnisse frisches Geld in die Kasse. Im Jahr 2005 erreichte Conti bei einem Umsatz von 13,8 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von 1,5 Milliarden Euro. Analysten bewerten den Deal positiv, da gerade die Autoelektronik als eine der Wachstumssparten im Zulieferbereich gilt. Conti habe genau in den Elektronik-Bereichen zugekauft, „in denen das Unternehmen bislang nicht so stark ist“, lobte Rolf Woller von der Hypovereinsbank. Auch regional sei die Motorola-Sparte mit dem Schwerpunkt Nordamerika und Asien eine gute Ergänzung.

Continental wird den Motorola-Bereich in seine Sparte Automotive Systems eingliedern. Wennemer verspricht für die kommenden Jahre in dieser Sparte zweistellige Wachstumsraten. Der Konzern gleicht durch die Transaktion vor allem seine Schwäche bei der Komfortelektronik im Auto aus. Dazu gehören beispielsweise die Steuerung von Klimaanlagen oder die Sitzeinstellung. Im Antriebsbereich, also bei der elektronischen Getriebesteuerung, wird Conti ebenfalls von den Motorola-Entwicklungen profitieren. Auch die Telematik-Produkte, dazu gehören automatische Abstandsregelungen, passen gut in die Conti-Palette, die bislang hauptsächlich aus Produkten für die Fahrwerkssteuerung wie Anti-Blockier- und Stabilitätssystemen bestand. Motorola beschäftigt in seiner Automobilelektronik-Sparte weltweit rund 4500 Personen, die meisten davon in den USA. Conti Automotive Systems erzielte 2005 mit rund 24 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro und war damit die größte Division des Konzerns.

Beim weltgrößten Autohersteller General Motors geht der Ausverkauf weiter. Nach einem monatelangen Bietergefecht verkauft GM die Mehrheit seiner Finanzierungstochter GMAC für 14 Milliarden Dollar an ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Cerberus. GM-Chef Rick Wagoner bezeichnete den Vertrag als „weiteren wichtigen Meilenstein für GM auf dem Weg zur Gesundung“. Zuletzt hatte GM sich bereits von den asiatischen Beteiligungen am Lkw- Hersteller Isuzu und dem Pkw-Produzenten Subaru getrennt.

General Motors braucht das Geld aus dem GMAC-Verkauf, um sein verlustreiches Autogeschäft zu sanieren. Die Milliarden sollen GM helfen, die Kosten des Restrukturierungsplans zu verkraften, der einen massiven Arbeitsplatzabbau und Fabrikschließungen beinhaltet. Außerdem leidet GM unter einem hohen finanziellen Risiko durch Vertragsverpflichtungen gegenüber der insolventen ehemaligen Tochter Delphi. 2005 fuhr GM trotz des GMAC-Gewinns von 2,8 Milliarden Dollar einen Verlust von 10,6 Milliarden Dollar ein.

Trotz des Gewinns litt GMAC zuletzt immer stärker unter der schlechten Kreditbewertung des Mutterkonzerns. Dadurch drohten der GM-Finanztochter mittelfristig deutlich sinkende Gewinne, da sich die Refinanzierung verteuerte. Mit den 49 Prozent an GMAC, die GM behält, soll eine langfristige Partnerschaft gesichert werden.je/hof/HB

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