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Continental: Einigung über Pkw-Reifenproduktion in Hannover

Das wochenlange Tauziehen um die PKW-Reifenproduktion in Hannover ist vorbei. Beim Autozulieferer Continental hat die Arbeitnehmerseite eine Verlängerung bis Ende 2007 erzielt.

Hannover - Beim Autozulieferer Continental haben Vorstand und Arbeitnehmerseite nach wochenlangem Tauziehen einen Verhandlungs- Durchbruch über den Stellenabbau am Stammsitz Hannover erzielt. Die Pkw-Reifenproduktion in Hannover-Stöcken mit 320 Beschäftigten soll schrittweise bis Ende 2007 geschlossen werden. Der Personalabbau soll «möglichst sozialverträglich» gestaltet werden. Der gesamte Standort Stöcken mit insgesamt mehr als 3.000 Beschäftigten soll entschädigt werden.

Auf diese «Grundlagen für eine Lösung» verständigten sich Vorstand sowie Gewerkschaft IG BCE und Betriebsrat am Dienstag nach mehrstündigen Verhandlungen. Eine endgültige Einigung ist für Mitte Februar angestrebt. Am Mittwoch informierte der Betriebsrat die Belegschaft der Pkw-Reifenproduktion über den Durchbruch. Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hatte die Gewerkschaft IG BCE mit Streiks gedroht.

Der Konflikt hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ende November hatte Conti-Vorstandschef Manfred Wennemer angekündigt, die Pkw- Reifenproduktion in Stöcken bis Ende 2006 stillzulegen. Später hatte er dann eine Stilllegung Mitte 2007 angeboten. Begründung für die Schließung: Das Wachstum in der Reifensparte sei geringer ausgefallen als erwartet. Stöcken sei der kleinste und teuerste Standort.

Die Entscheidung hatte für einen Proteststurm bei Gewerkschaften, Betriebsräten und Politikern aller Parteien gesorgt. Sie warfen Wennemer Profitgier vor. Der Standort sei profitabel, die Beschäftigten hatten zudem erst im Frühjahr 2005 längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich zugestimmt. Außerdem hatte aus Sicht der Arbeitnehmerseite eine entsprechende Betriebsvereinbarung Stöcken eine Produktionssicherheit bis Ende 2007 gegeben. Conti aber hatte die Vereinbarung unter Berufung auf eine Sonderklausel gekündigt.

Die nun erzielten Eckpunkte für eine Einigung sehen im einzelnen vor, dass Kapazitäten und Personal in der Pkw-Reifenfertigung von Anfang 2007 an bis Ende 2007 stufenweise abgebaut werden. Für einen «möglichst weitgehend sozialverträglichen» Personalabbau sollen Instrumente wie Altersteilzeit, Auslauf von befristeten Verträgen und Versetzungen genutzt werden. Zudem sollen betroffene Mitarbeiter in eine Qualifizierungsgesellschaft wechseln können.

Der Standort Stöcken soll entschädigt werden. Für die dortige Lkw- Reifenfertigung hat das Unternehmen 30 neue Jobs «in Aussicht gestellt». Zusätzliche Arbeitsplätze sind auch bei Forschung und Entwicklung geplant. Zudem soll es eine Erhöhung der Ausbildungsplätze geben. Geschäftsleitung und Betriebsrat soll «weitere Zukunftsperspektiven für den Standort prüfen.

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Werner Bischoff, sagte: «Uns ist es gelungen, dass bis zum 31. Dezember 2007 Pkw-Reifen hergestellt und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden können.» Conti-Personalchef Thomas Sattelberger sagte, beide Seiten hätten eine «gute, gemeinsame Plattform» gefunden. Es gebe zum einen eine «tragfähigere Perspektive» für die Mitarbeiter, zum anderen erhalte das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit. Es gebe «keine Gewinner und Verlierer».

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zeigte sich erleichtert. Es müsse nun weiter intensive Gespräche über Beschäftigungssicherung bei Conti in Hannover geben.

Der Conti-Konzern, der 2005 erneut einen Rekordgewinn eingefahren haben dürfte, wächst seit Jahren vor allem im Ausland. Das Unternehmen baut zunehmend Kapazitäten in Billiglohnländern wie etwa Tschechien und Rumänien auf und verlagert Produktion dorthin. Die Lohnkosten in Deutschland seien zu hoch, lautet einer der Gründe. Der Anteil der Beschäftigten in Deutschland nimmt kontinuierlich ab. (tso/dpa)

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