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Continental: "Unser Haus ist zu groß"

Autozulieferer Continental stürzt nach Umsatzeinbruch in die roten Zahlen – weitere Werksschließungen sind wahrscheinlich.

Hannover - Der hoch verschuldete Autozulieferer Continental ist nach einem drastischen Umsatzrückgang im ersten Quartal 2009 in die roten Zahlen gestürzt. Conti verzeichnete unterm Strich einen Verlust von rund 262 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 180 Millionen Euro vor einem Jahr. Die Belegschaft muss sich auf weitere Werksschließungen einstellen. „Wir müssen unsere Kosten noch mehr drücken, um auf die Krise zu reagieren“, sagte Vorstandschef Karl-Thomas Neumann am Mittwoch. Der Konzern sieht aber ein Ende der Talfahrt. Der April sei überraschend positiv gelaufen. Die Aktie stieg um bis zu acht Prozent und lag zum Handelsschluss bei 19,83 Euro (plus 7,7 Prozent).

Neumann sagte in Hannover, es gebe keine konkreten Pläne zu weiteren Restrukturierungen, aber der Prozess laufe. „Unser Haus ist zu groß“, sagte er. „Wir sehen Schritt für Schritt an, was wir machen müssen, ob das nun dieses Jahr passiert oder nächstes.“ Die Pläne, Reifenwerke am Stammsitz Hannover und im nordfranzösischen Clairoix mit insgesamt 1900 Beschäftigten dichtzumachen, hatten bereits für breite Proteste gesorgt. Zudem wurden zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt und weltweit rund 6000 Jobs gestrichen.

Auch mit dem größten Kostensenkungsprogramm der Unternehmensgeschichte aber konnte Conti die „enormen Markterschütterungen“ nicht kompensieren. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern verzeichnete Conti in den ersten drei Monaten einen Verlust von 165 Millionen Euro, nach einem Plus von 456,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz sank wegen der Absatzkrise in der Automobilindustrie vor allem in Nordamerika, Westeuropa und Japan um 35,2 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Während das Autozulieferergeschäft rote Zahlen schrieb, wies die Reifensparte – deren Zukunft offen ist – einen Gewinn aus. Die mit den Kredit gebenden Banken vereinbarten Finanzkennzahlen seien eingehalten worden. Conti hatte bereits im Gesamtjahr 2008 unterm Strich rote Zahlen geschrieben, vor allem wegen einer Milliardenabschreibung auf den Firmenwert der übernommenen Siemens-Tochter VDO.

Neumann sagte, ohne das Kostensenkungsprogramm wäre Conti im ersten Quartal 2009 in eine „absolute Katastrophe geraten“. Conti habe mittlerweile mehrere hundert Millionen Euro an Kosten gespart. Der Konzern rechne mit einer leichten Markterholung ab dem zweiten Quartal. Dadurch werde sich auch das Ergebnis wieder verbessern. 2009 werde aber insgesamt ein „schlechtes Jahr“. Das Hauptziel sei, die Schulden zu reduzieren.

Conti ist wegen des Milliardenkaufs von VDO hoch verschuldet. Ende März lagen die Netto-Finanzschulden bei rund elf Milliarden Euro. In einer ähnlichen Größenordnung wie Conti ist auch Großaktionär Schaeffler verschuldet. Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach hatte sich bei der auf Pump finanzierten Übernahme des drei Mal größeren Continental-Konzerns im Zuge der Finanz- und Autokrise überhoben. Die Gruppe bittet deshalb um Staatshilfen.

Schaeffler und Conti hatten zwar vereinbart, über eine Zusammenlegung der Automobilsparten zu sprechen und die Conti-Reifensparte auszugliedern – doch ein Konzept gibt es bislang nicht. Als offen gilt, welcher Konzern bei einem Zusammenschluss die Führung übernimmt.

Neumann bekräftigte das Ziel, in spätestens 100 Tagen ein gemeinsames Konzept vorzulegen. „Mehr Zeit bleibt uns nicht.“ Der Conti-Chef verwies darauf, dass der Konzern im August 2010 eine Tranche in Höhe von 3,5 Milliarden Euro aus dem VDO-Kauf ablösen müsse. Dazu sei ein gut aufgestelltes und finanziertes Unternehmen notwendig. Zudem habe Conti den Mitarbeitern viel zugemutet, etwa durch Kurzarbeit und Gehaltsverzicht. „Wir müssen sie motivieren und ihnen sagen, wie die Zukunft aussieht.“ dpa

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