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Wirtschaft: Credit Suisse und "Winterthur" werden gemeinsam zum weltweit drittgrößten Vermögensverwalter

Martin Ebner hat erfolgreich Druck auf die "Winterthur" gemacht"Die traditionelle Aufteilung zwischen Banken und Versicherungen ist Vergangenheit." Mit diesen Worten läutete Rainer Gut, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group (CS), am Montag eine neue Ära auf dem Schweizer Finanzplatz ein.

Martin Ebner hat erfolgreich Druck auf die "Winterthur" gemacht

"Die traditionelle Aufteilung zwischen Banken und Versicherungen ist Vergangenheit." Mit diesen Worten läutete Rainer Gut, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group (CS), am Montag eine neue Ära auf dem Schweizer Finanzplatz ein.In Winterthur wurden überraschend die Fusionspläne der größten Schweizer Finanzgruppe und den "Winterthur"-Versicherungen bekanntgegeben.Erstmals wollen sich damit in der Schweiz ein Großbankenkonzern und eine Versicherungsgruppe zusammenschließen.Die "Winterthur", die Nummer Zwei in der Schweiz, wird als eigenständige operative Gesellschaft, die weiterhin unter ihren Namen auftritt, mit der CS zusammengehen.Als "wirtschaftshistorisches Ereignis ersten Ranges" bezeichnete Peter Spälti, Präsident der "Wniterthur"-Konzernleitung, die Fusion.Faktisch entspricht dieser Schritt aber eher eine Übernahme durch die Credit Suisse, die früher CS Holding hieß und Dachgesellschaft der nurmehr aufgelösten Schweizerischen Kreditanstalt war. Die neue Finanzdienstleistungsgruppe, deren Zusammenschluß die Aktionäre beider Unternehmen Anfang September noch zustimmen müssen, wird mit insgesamt fast 15 Millionen Kunden zu den weltweit führenden Anbietern von Bank- und Versicherungsdienstleistungen gehören.Sie wird über konsolidierte Eigenmittel von rund 23 Milliarden Franken verfügen, eine Bilanzsumme von rund 700 Milliarden Franken vorlegen, Kundenvermögen von ebenfalls rund 700 Milliarden Franken betreuen und eine Börsenkapitalisierung von über 50 Milliarden Franken aufweisen."Die kombinierte Gruppe schließt damit weltweit zu den zehn größten Finanzdienstleistungsunternehmen auf", erklärte Lukas Mühlemann, Präsident der CS-Konzernleitung, am Montag in Winterthur.Zudem entstehe der "weltweit drittgrößte Verwalter von privaten und institutionellen Vermögen". Der geplante Konzern wird mit rund 63 000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten stark vertreten sein und will in dieser führenden Position umfassende Lösungen für multinationale Großunternehmen anbieten.Durch Synergieeffekte soll sich der Ertrag innerhalb dreier Jahre um 300 bis 350 Millionen Franken erhöhen.Die Lebensversicherungsgesellschaft der Credit Suisse, CS Life, wird in die "Winterthur" integriert.Kosteneinsparungen werden vor allem im Informatik- und Telekommunikationsbereich möglich.Insgesamt sollen nur rund 500 Arbeitsplätze abgebaut werden, eigentliche Entlassungen sind aber keine geplant. Die Fusion, die über einen Aktientausch erfolgt und die rückwirkend auf den 1.Juli 1997 wirksam würde, ist die radikalste Konsequenz einer bereits bestehenden engen Zusammenarbeit der beiden Unternehmen.Im April 1996 hatten sie eine weitreichende Allianz vereinbart, allerdings ohne Kapitalverflechtung.Sie umfaßte ein Joint Venture mit den Namen "Winterthur"-Columna im Bereich der beruflichen Vorsorge in der Schweiz, gemeinsame Vertriebskanäle und die Entwicklung von kombinierten Bank/Versicherungs-Produkten.Die beiden Unternehmen sehen aber heute in einer Fusion noch mehr Potential im Allfinanz-Bereich als durch eine Kooperation.Die "Winterthur" profitiert in einem zunehmend liberalisierten Versicherungsmarkt von der hohen Finanzkraft der weltweit führenden Credit Suisse Group.Die CS ihrerseits sieht sich angesichts eines einschneidenden Strukturwandels auf den globalen Finanzmärkten noch besser in der Lage, den Privat- und Firmenkunden attraktive Produkte anzubieten, welche die Vorteile der Banken- und Versicherungslösungen kombinieren. Um die "Winterthur", an welcher der kontroverse Zürcher Bankier Martin Ebner, Eigentümer der BZ-Bankengruppe, mit Kunden rund 30 Prozent der Aktien hält, rankten sich heftige Spekulationen.In Schweizer Medien war die Rede davon, daß Ebner die "Winterthur"-Gruppe übernehmen wolle.Mit einem massiven Aufkauf von "Winterthur"-Aktien übte Ebner bereits starken Druck auf die Konzernleitung der Versicherungsgruppe aus.Das hat nun offenkundig die Ereignisse drastisch beschleunigt.

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