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Wirtschaft: DAB: Interesse an Brau und Brunnen

"Unsere Haltung ist relativ einfach. Die Hypo-Vereinsbank weiß, dass wir für einzelne Standorte von Brau und Brunnen infrage kommen.

"Unsere Haltung ist relativ einfach. Die Hypo-Vereinsbank weiß, dass wir für einzelne Standorte von Brau und Brunnen infrage kommen. Wir sind gesprächsbereit und warten ab." Wolfgang Burgard, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Actien-Brauerei (DAB), meint damit in erster Linie den lokalen Konkurrenten, die Dortmunder Union-Ritter Brauerei. Sie ist neben Berlin (Schultheiss) die Keimzelle des Brau-und-Brunnen-Konzerns. Deren Vorstandsvorsitzender Rainer Verstynen soll bis zur außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 2. November ein Sanierungskonzept für alle Standorte vorlegen. Nach Burgards Worten ist der Hypo-Vereinsbank als Großaktionär (55 Prozent) von Brau und Brunnen auch das Interesse Oetkers am Standort Berlin bekannt. Berlin, Dortmund und auch Düsseldorf mit der Brauerei Schlösser gelten bei Brau und Brunnen nach eigenem Bekunden als besonders problematisch.

Das Bierimperium Oetkers, mit 9,7 Millionen Hektolitern Absatz die Nummer zwei am deutschen Braumarkt, ist unter dem Dach der Binding-Brauerei in Frankfurt untergebracht. Deren absatzstärkste Einzelbrauerei ist die DAB mir vier Millionen Hektolitern. Wettbewerber Union-Ritter ist knapp halb so groß wie die DAB. Binding rangiert direkt vor Brau und Brunnen mit 7,5 Millionen Hektolitern Absatz und hinter der Hamburger Holsten-Brauerei mit 10,7 Millionen Hektolitern. Burgard zeigt zwar grundsätzliches Interesse, bringt aber eine ganze Reihe von Vorbehalten an. Zunächst einmal sei gar nicht klar, ob die Standorte überhaupt zur Disposition stünden. Wenn ja, gehe es für ihn um den Kauf der Markenrechte. Der Erwerb der Union-Ritter-Produktionsstätte mache angesichts der Überkapazitäten auf dem Biermarkt von mehr als 30 Prozent für die DAB wenig Sinn. Die Probleme der Altlasten, wie Pensionen, mögliche Sozialpläne und Stilllegungskosten, müssten von den jetzigen Eigentümern beziehungsweise den kreditgebenden Banken vorab gelöst werden. Er gehe nicht davon aus, dass jemand eine Braustätte in Dortmund oder Berlin übernehme, um sich anschließend die mit etwaiger Schließung oder Restrukturierung auftretenden Probleme und Kosten aufzuladen, so Burgard.

Der DAB-Chef könnte sich vorstellen, dass mit Union-Ritter eine ähnliche Lösung gelinge wie vor einigen Jahren mit der einst renommierten Dortmunder Kronen-Brauerei. Kronen hatte zuvor die Dortmunder Stifts-Brauerei und die Thier-Brauerei gekauft, aber wegen schwächelnder Marken und finanzieller Belastungen keinen Boden mehr unter die Füße bekommen. Die DAB kaufte dann im Wesentlichen nur die Kronen-Markenrechte und stabilisierte so ihr Portfolio, das indessen heute immer noch nicht sonderlich glänzend aussieht.

Fast die Hälfte ihres Absatzes bestreitet die DAB mit Billigbieren, überwiegend in Einwegdosen oder -flaschen. Die Spitzenmarke DAB Pilsener ist im mittelpreisigen Biersegment zu Hause, in dem nur mühsam Geld zu verdienen ist. Der Endverbraucherpreis liegt bis zu vier Mark unter dem der Spitzenpilsener wie Warsteiner, Krombacher und Bitburger. Nicht zuletzt deshalb steht die DAB finanziell nicht gerade blendend da. Zudem drücken sie noch Verpflichtungen, die bis in die 70er Jahre reichen. So legt die DAB seit Jahren lediglich ein ausgeglichenes Ergebnis vor und zahlt keine Dividende. Der Aktienkurs dümpelt fast ohne Bewegung bei 35 Euro. Burgard will auch noch nicht sagen, wann die Aktionäre wieder bedient werden. Nach den Planungen ist zunächst eine Entschuldung von jährlich 20 bis 25 Millionen Mark angesagt, womit die Verbindlichkeiten bis zum Jahr 2002 auf 50 Millionen Mark halbiert würden. Dann dürfte auch wieder Spielraum für eine Dividende geschaffen sein.

kv

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