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Ludwigsfelde

© dpa

Daimler: Alle Räder stehen still

Lieferprobleme behindern die Daimler-Produktion – auch in Ludwigsfelde. Dort produzieren 2500 Beschäftigte die Mercedes-Transporter Sprinter und Vario.

Lieferschwierigkeiten eines Daimler-Zulieferers behindern die Produktion von Lkw, Transportern und – in geringerem Umfang – Pkw. Betroffen sind die Pkw-Produktion in Sindelfingen und Bremen, aber auch das Werk im brandenburgischen Ludwigsfelde. Die Lieferengpässe für Gussteile der Schweizer Unternehmensgruppe Georg Fischer Automotive hatten schon das Daimler- Lkw-Werk im rheinland-pfälzischen Wörth lahmgelegt. Hier ruht die Produktion zwischen dem 19. Dezember und dem 14. Januar.Von Ausfällen im Motorenwerk in Berlin-Marienfelde ist nichts bekannt. Der Grund für den gegenwärtigen Engpass ist offenbar der Nachfrageboom nach Nutzfahrzeugen, der Daimler und andere Hersteller überrascht hat.

„Seit vergangenem Donnerstag müssen rund 1000 Mitarbeiter in der Sprinter-Fertigung zu Hause bleiben“, sagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Ludwigsfelde, Hermann von Schuckmann, dem Tagesspiegel. Auch nach Weihnachten werde die Produktion ruhen und frühestens in der zweiten Januarwoche wieder anlaufen. Der Grund sei die stark eingeschränkte Lieferung von Achsen. Ein Daimler-Sprecher bestätigte die vorgezogene Weihnachtsruhe in Ludwigsfelde: „Am 13. Dezember lief in diesem Jahr die letzte Schicht in der Sprinter-Produktion.“ Im kommenden Jahr müssten im Rahmen flexibler Arbeitszeiten Zusatzschichten gefahren werden.

Auch in Sindelfingen mit knapp 36 500 Beschäftigten und Bremen mit gut 13 500 Mitarbeitern wurde die Betriebsruhe für bestimmte Mitarbeiter über Weihnachten um zwei bis fünf Tage verlängert. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sind und wie viele Personenwagen in dieser Zeit nicht gebaut würden, konnte eine Sprecherin nicht sagen.

In Ludwigsfelde produzieren 2500 Beschäftigte die Mercedes-Transporter Sprinter und Vario. Vom Sprinter liefen zuletzt 58 000 Stück pro Jahr vom Band. Im Düsseldorfer Werk waren es zuletzt 170 000. Die Vario-Fertigung ist vom Lieferengpass nicht betroffen.

Angesichts voller Auftragsbücher für den Sprinter wird im Daimler-Konzern schon seit Monaten über eine Ausweitung der Produktion nachgedacht. „Wir erwägen eine Ausweitung der Sprinter- Fertigung“, bestätigte der Daimler-Sprecher. „Es gibt einen Mehrbedarf von bis zu 45 000 Transportern pro Jahr“, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte Schuckmann. Die Chancen für einen Ausbau des Brandenburger Werkes stehen offenbar gut, weil das Gelände groß genug und die Kostenstruktur attraktiv ist. „Ich bin optimistisch, dass das Werk den Zuschlag für eine weitere Fertigungsstraße erhält“, sagte Schuckmann. Dies werde „mehrere hundert neue Arbeitsplätze“ schaffen.

Ein Sprecher der Schweizer Georg Fischer Automotive mit Sitz in Schaffhausen sagte der Zeitung „Rheinpfalz“, die Produktion in Mettmann laufe auf vollen Touren. Die vom Lkw-Markt bei den Zulieferern abgerufenen Stückzahlen lägen um bis zu 30 Prozent über den im Frühjahr verabredeten Lieferumfängen. Das habe auch zu Personalaufstockungen und Sonderschichten geführt.Während des Jahres sei am Kapazitätslimit produziert worden. Jetzt müssten Öfen gewartet werden. Weil aber hohe Gussteilstückzahlen nachgefragt würden, sei ein Vakuum in der Logistikkette entstanden.

Daimler produziert im größten europäischen Lkw-Montagewerk in Wörth mit rund 10 000 Mitarbeitern täglich etwa 450 Fahrzeuge der Mercedes-Benz- Baureihen Actros, Atego, Axor, Econic und Unimog. Henrik Mortsiefer

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