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Wirtschaft: Daimler-Chrysler baut ab

Kapazitäten in Sindelfingen werden reduziert/Befristet Beschäftigte betroffen/Werksstilllegungen bei Chrysler

Berlin/Frankfurt (Main) (alf/hz/HB). Auf Grund der schwierigen Absatzlage reduziert DaimlerChrysler die Produktionskapazitäten. Wie der Betriebsrat mitteilt, wurde im Hauptwerk Sindelfingen das Produktionsprogramm für das laufende Jahr deutlich verringert. „Auch die momentanen Erwartungen für 2004 gehen von geringeren Stückzahlen aus als ursprünglich geplant“, heißt es in einem Betriebsratspapier. Gleichzeitig will das Unternehmen bei der Chrysler Group weitere Standorte schließen oder verkaufen. Der Plan für ein neues Werk für Kleinlastwagen im US-Staat Georgia wurde aufgegeben. Bereits im Frühjahr hatte Daimler-Chrysler auf ein neues Werk in Kanada verzichtet. Wie die „FAZ“ schreibt, will sich das Unternehmen von fünf Werken in Nordamerika trennen. Zwei der fünf Standorte (Detroit, Indianapolis) sollen ganz geschlossen werden, weitere drei Werke (Alabama, Syracuse und New Castle) will Chrysler verkaufen.

In Sindelfingen bei Stuttgart wird nach Betriebsratsangaben „die Programmplanung nach unten korrigiert“. Dem sinkenden Personalbedarf fallen die befristet Beschäftigten zum Opfer, die nicht mehr übernommen werden. „ Ein Teil der Fahrzeuge, die aus dem Sindelfinger Programm genommen wurden, werden in Bremen gefertigt, um dort die Beschäftigung der Stammbelegschaft zu sichern“, heißt es in der Veröffentlichung des Betriebsrats. In Bremen sind keine Befristeten und Ferienarbeiter mehr beschäftigt. In Sindelfingen wird die Mercedes-S-Klasse, die E- und die C-Klasse produziert. Bei der C-Klasse gab es in den ersten acht Monaten einen Absatzrückgang um 15 Prozent auf 186000, dagegen wurden von der E-Klasse mit knapp 200000 Fahrzeugen 38 Prozent mehr verkauft. Auf ein Plus von vier Prozent (auf 48000) kommt immerhin die S-Klasse.

Auf eine bessere Auslastung des Werks hofft der Betriebsrat erst für Ende 2005 mit dem Neuanlauf der nächsten S-Klasse. „Wachstumserwartungen gibt es nach den Planungen des Unternehmens bis dahin nur für andere Baureihen – zum Beispiel A- und M-Klasse – und somit für andere Standorte.“ Insgesamt hat Mercedes-Benz im bisherigen Jahresverlauf einen Absatzrückgang weltweit um rund zwei Prozent verkraften müssen, seinen Marktanteil damit angesichts der Flaute jedoch ausgebaut. Auch für 2004 rechnet Mercedes-Chef Jürgen Hubbert wegen der Modellwechsel in der A-Klasse und der M-Klasse nur mit einem stagnierenden Absatz. Erst 2005 werde Mercedes wieder deutlich zulegen.

„Das ist eine ökonomische Entscheidung“, sagte Unternehmenssprecher Hartmut Schick zur Aufgabe des Plans einer neuen Fabrik in Georgia. Er verwies zur Begründung unter anderem auf die Schwäche des Dollars und die nachlassende Nachfrage. In dem mit rund 750 Millionen Dollar veranschlagten Werk sollte die US-Version des Mercedes-Transporters Sprinter montiert werden, die derzeit in Düsseldorf gefertigt wird. Daimler bietet den Sprinter in den USA unter den Marken Freightliner und Dodge an. Sollte die Nachfrage in den USA wieder anziehen, könnte Daimler immer noch zum alten Plan zurückkehren und ein US-Werk errichten, sagte Schick.

Der weltweit fünftgrößte Autokonzern bemüht sich derzeit mit allen Kräften, seine US-Tochter Chrysler wieder in die Gewinnzone zu bringen, nachdem sie im zweiten Quartal dieses Jahres einen Verlust von rund einer Milliarde Dollar eingefahren hatte. Der Autobauer leidet unter einer heftigen Rabattschlacht mit den US-Konkurrenten Ford und General Motors, die von den „Big Three“ zur Stabilisierung der Nachfrage nach dem 11. September 2001 angezettelt worden war. Trotzdem will Chrysler-Chef Dieter Zetsche im laufenden Jahr noch ein ausgeglichenes Ergebnis vorweisen. Der Autokonzern kann sein Ertragsziel für das laufende Jahr von etwa fünf Milliarden Euro aber nach Auffassung von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp auch dann erreichen, wenn die US-Sparte ihr Ziel verfehlen sollte.

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