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Wirtschaft: Daimler-Chrysler: Unsichere Zukunft für die Aktie

Der am Montag von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp präsentierte Sanierungsplan für den Autokonzern ist bei Analysten auf ein unterschiedliches Echo gestoßen. Auch die Börse quittierte das Vorhaben, die Konzerntochter Chrysler bis zum Jahr 2002 in die schwarzen Zahlen zu führen, unentschlossen.

Der am Montag von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp präsentierte Sanierungsplan für den Autokonzern ist bei Analysten auf ein unterschiedliches Echo gestoßen. Auch die Börse quittierte das Vorhaben, die Konzerntochter Chrysler bis zum Jahr 2002 in die schwarzen Zahlen zu führen, unentschlossen. Der Daimler-Kurs trat auf der Stelle: Bei gut 52 Euro lag das Papier am Nachmittag leicht im Minus.

Zum Kauf wurde die Daimler-Chrysler-Aktie am Dienstag von den Analysten der BfG Bank und der Schmidt Bank empfohlen. Merck Finck stufte das Papier von "Underperformer" (schlechter als der Markt) auf "Marketperformer" (so gut wie der Markt) hoch. Autoanalystin Pia Schulze begründete ihren Optimismus mit der Einschätzung, der US-Konjunktur und dem amerikanischen Automobilmarkt stehe keine harte Landung bevor. Deshalb seien die Unsicherheiten bei der Chrysler-Restrukturierung kalkulierbar. Delbrück Asset Management riet Anlegern, ihre Bestände an Daimler-Chrysler-Aktien weiter aufzustocken ("Übergewichten"). Analyst Robert Halver glaubt, dass der Rettungsplan für Chrysler aufgehen wird. Vor allem der Plattform übergreifende Austausch von Autoteilen zwischen Mercedes und Chrysler zeuge davon, dass es keine Berührungsängste mehr zwischen den Konzernmarken gebe und Synergieeffekte erzielt werden könnten.

Das Investmenthaus Schroder Salomon Smith Barney hielt an seiner Einschätzung fest, die Aktie werde künftig schlechter als der Gesamtmarkt laufen ("Underperformer"), erhöhte aber das Kursziel für die Aktie von zuvor 40 auf 45 Euro. Die Analysten von Goldman Sachs reduzierten ihre Gewinnaussichten für die Aktie hingegen drastisch. Sie erwarten für das laufende Jahr 0,47 Euro Gewinn pro Aktie statt der bislang geschätzten 1,99 Euro - das entspricht einer Reduzierung um 77 Prozent. Für das Jahr 2002 rechnen die Experten wieder mit einem Anstieg auf 3,04 Euro. Das Urteil "Marketperformer" behielt Goldman Sachs bei. Gedämpft werde die Kursfantasie von den Kosten für die Restrukturierung und dessen "Umsetzungswahrscheinlichkeit". Die Analysten bestätigten ihr Kursziel von 60 Euro, rechnen allerdings nicht damit, dass dieses Niveau kurzfristig erreicht werden kann.

Jan Grießhammer von Helaba Trust, der die Aktie auf "neutral" eingestuft hat, wagte bereits einen Ausblick auf eine mögliche Zerschlagung des Konzerns. Scheitere die Sanierung von Chrysler, so der Analyst, billige man der Aktie ein Kursniveau von 70 Euro zu. "Die Liquiditätssituation könnte durch ein solches Szenario verbessert und zudem der Wert der einzelnen Unternehmensteile klarer dargestellt werden." Ungeachtet der Kursverluste in den vergangen Monaten sei die Daimler-Chrysler-Aktie auf dem aktuellen Niveau "nicht besonders günstig" bewertet, teilte der Analyst mit. Auf der Basis der erwarteten Gewinne für 2002 betrage das Kurs-Gewinn-Verhältnis 15. Der Kursaufschwung in den vergangenen Tagen sei "etwas übetrieben" ausgefallen. Enttäuscht zeigte sich Grießhammer vom Vorgehen Schrempps in Sachen Zulieferer. Die Forderung nach Preissenkungen um bis zu 15 Prozent sei ohne vorherige Absprache erfolgt und deshalb wohl zu ambitioniert.

Bereits am Montag hatte Lehman Brothers Daimler-Chrysler als "Underperformer" eingeschätzt. Die Experten verwiesen auf die Gefahr, dass Schrempp über seine selbst gesetzten Gewinn-Meilensteine stolpere, weil sie nicht glaubwürdig seien. Die Chrysler-Lösung drohe zur "Geldverschwendung" zu werden. Vor dem Hintergrund der schwachen Autokonjunktur erwartet Lehman Brothers, dass die - zum Teil erwarteten - Aussagen Schrempps der Auslöser für weitere Kursverluste sein könnten.

mot

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