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Zehn Jahre im Amt. Daimler-Chef Zetsche verkaufte im vergangenen Jahr 1,87 Millionen Mercedes. Nun wird der 62-Jährige vorsichtiger. Das gefällt der Börse gar nicht.

© dpa

Daimler mit Rekordergebnissen: Zetsches Sternfahrt

Daimler-Chef Dieter Zetsche kommt seinem Ziel näher: nach Audi auch BMW überholen. Nach dem Rekordjahr 2015 ist der Autobauer dennoch vorsichtig - der Börse gefällt das gar nicht.

Ein kurzer Moment der Unsicherheit blieb Dieter Zetsche am Donnerstag dann doch nicht erspart. Um mehr als sechs Prozent krachte die Daimler-Aktie am Morgen nach unten, nachdem Zetsche einen eher zurückhaltenden Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gegeben hatte. „Wir haben nach einem absoluten Rekordjahr eine weitere Steigerung angekündigt“, versuchte sich Zetsche in Stuttgart zu verteidigen. Deshalb könne von einer verhaltenen Stimmung beim Autokonzern keine Rede sein. Auch Analysten zeigten sich vom Kursrutsch überrascht. „Die Reaktion des Aktienmarktes ist krass“, sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Der Ausblick des Stuttgarter Autoherstellers sei zwar vorsichtig, aber nicht schlecht.

Vor allem der Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr belegt, dass Daimler einen sehr guten Lauf hat – und Dieter Zetsche gute Chancen, 2019 als Chef des größten Premiumherstellers in den verdienten Ruhestand zu gehen. Nach zehn Jahren im Amt als Vorstandschef kam Zetsche 2015 seinem Ziel, bis 2020 wieder an der Premium-Weltspitze zu stehen, ein großes Stück näher. Mit einem Absatz der Hauptmarke Mercedes-Benz von 1,87 Millionen Fahrzeugen (plus 16 Prozent) schoben sich die Schwaben an Audi vorbei auf Platz zwei und lagen nur knapp hinter BMW. Dem Analysehaus IHS Automotive zufolge könnte Mercedes in diesem Jahr die Zwei-Millionen-Marke knacken und BMW früher als erwartet überholen.

Der chinesische Markt wächst langsamer

Einschließlich Smart und der Nutzfahrzeuge verkaufte der Konzern 2015 rund 2,9 Millionen Fahrzeuge. Nach dem starken Wachstum wird Daimler angesichts der zunehmenden Unsicherheit in der Weltwirtschaft aber etwas vorsichtiger. Der operative Konzerngewinn soll nach dem sprunghaften Anstieg um 36 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro in diesem Jahr nur noch leicht steigen. 2016 werde dennoch ein gutes Jahr für Daimler, sagte Zetsche in Stuttgart. „Aber Erfolge muss man sich immer wieder neu erarbeiten.“

Für die leiseren Töne, die an der Börse so hart bestraft wurden, gibt es mehrere Gründe. Einer ist das schwächere Wachstum in China. Das Land ist der größte Einzelmarkt für Daimlers Pkw-Geschäft. Nach einem Absatzplus von 41 Prozent dank neuer Modelle werde die Wachstumsrate in der Volksrepublik in diesem Jahr moderater ausfallen, wenngleich der Marktanteil weiter steigen soll. Finanzvorstand Bodo Uebber erwartet außerdem weniger Rückenwind vom schwächeren Euro: Nach 900 Millionen Euro 2015 kalkuliert er mit 400 Millionen Euro für dieses Jahr. Hinzu kommen steigende Investitionen in neue Modelle und Trends wie die Digitalisierung.

Fette Prämie für die Mitarbeiter

Im vergangenen Jahr erreichte Daimler einen Konzernumsatz von 149,5 Milliarden Euro (plus 15 Prozent). Auch hier erwartet Daimler nur noch eine leichte Steigerung. Das Nettoergebnis schoss um fast ein Viertel auf 8,9 Milliarden Euro in die Höhe. Die Rendite im Pkw-Geschäft war 2015 erstmals seit Jahren wieder zweistellig. Im laufenden Geschäft verdiente Mercedes-Benz operativ 10,0 Prozent vom Umsatz nach 8,1 Prozent im Vorjahr und erreichte damit seine Zielmarke. Neben zahlreichen neuen Modellen, unter anderem Geländewagen, trugen dazu Kostensenkungen und eine effizientere Produktion bei.

Der Rekordgewinn füllt auch die Taschen der Mitarbeiter. Jeder Anspruchsberechtigte erhalte im April für das vergangene Jahr die Rekordsumme von 5650 Euro nach 4350 Euro im Vorjahr. Der Autobauer wolle seine Attraktivität als Arbeitgeber weiter festigen. erklärte Daimler. Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland stieg im vergangenen Jahr um rund 1500 auf gut 170.000, weltweit arbeiten 284.000 Frauen und Männer bei Daimler.

133.000 Motoren in Berlin gebaut

Doch der Gegenwind wird schärfer: Die S-Klasse, das profitabelste Modell, war 2013 eingeführt worden und hat mit der Konkurrenz durch den jüngeren 7er BMW zu kämpfen. Im April startet der Verkauf des neuen Mercedes E-Klasse, wobei für das auslaufende Modell höhere Rabatte gegeben werden müssen. Auch die Anlaufkosten seien zunächst eine Belastung, erklärte Analyst Pieper.

In der Region Berlin-Brandenburg ist der Daimler-Konzern mit insgesamt fast 10 000 Mitarbeitern ebenfalls erfolgreich unterwegs. Zum Beispiel im Motorenwerk in Berlin-Marienfelde: 2015 wurden hier mehr als 133 000 Motoren produziert. Daimler investierte allein im vergangenen Jahr 150 Millionen Euro in den Standort. Insgesamt sollen es 500 Millionen Euro werden. „Wir im Mercedes- Benz Werk Berlin haben mit unserem anspruchsvollen Produktionsprogramm zum erfolgreichen Jahresabschluss von Mercedes-Benz beigetragen“, sagte Werksleiter Hansgeorg Niefer. mit rtr

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