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DaimlerChrysler: Suche nach Lösung für Führungskrise

Beim Autokonzern DaimlerChrysler hat hinter den Kulissen ein heftiges Ringen um die Lösung der Führungskrise bei der Tochter Mercedes eingesetzt.

Stuttgart (29.07.2005, 15:05 Uhr) - Nach Informationen von dpa-AFX soll der Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Aufsichtsrat bislang noch nicht förmlich um die Auflösung seines Vertrages gebeten haben. Sollte Cordes den DaimlerChrysler-Konzern verlassen, favorisiere das Gremium eine interne Nachfolgelösung, war am Freitag aus Aufsichtsratskreisen zu erfahren. Es gebe mehrere «interessante Kandidaten». Derzeit werde mit Cordes gesprochen, «die Entscheidung liegt ganz allein bei ihm».

Nach der überraschenden Ernennung von Chrysler-Chef Dieter Zetsche zum Nachfolger von Konzernchef Jürgen Schrempp hatte Mercedes-Chef Eckhard Cordes am Donnerstag seinen Rücktritt angeboten. Cordes, dessen Sanierungsanstrengungen bei der Mercedes-Gruppe erste Früchte tragen, galt als aussichtsreicher Kandidat für die Schrempp- Nachfolge.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef Erich Klemm sagte am Freitag auf die Frage, ob Cordes seinen Rücktritt angeboten habe: «Ich sage dazu nichts und weiß auch nichts.» Er wisse auch nicht , ob es einen Anlass gebe, eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einzuberufen. «Ich gehe jetzt definitiv drei Wochen in den Urlaub und habe keine Absicht, eine Sitzung abzuhalten.» Beobachter weisen allerdings darauf hin, dass die Aufsichtsräte sich auch per Telefon über das Thema Cordes einigen können. Klemm, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, erwähnte, dass Cordes zusammen mit Personalvorstand Günther Fleig am Freitagmorgen an Gesprächen über die Personalplanung bei Mercedes teilgenommen habe.

Einig seien sich alle 20 Mitglieder des Kontrollgremiums, dass sich Cordes in einem «relativ engen Zeitrahmen» äußern müsse, hieß es in den Aufsichtsratskreisen weiter. Noch habe der Manager trotz seines spontanen Rücktrittsangebots die Chance zum Weitermachen. Der Aufsichtsrat sei mit seiner Arbeit sehr zufrieden. Wie sich Cordes entscheide, sei derzeit offen: «Es kann sein, dass er seine persönlichen Konsequenzen zieht und das müsste man respektieren.»

In der Sitzung des Kontrollgremiums am Donnerstag sei das Thema Cordes jedoch noch nicht behandelt worden. Cordes muss demnach Aufsichtsratschef direkt Hilmar Kopper über seine Rücktrittsgedanken informiert haben. Erst nach der Sitzung hätten die Aufsichtsratsmitglieder über die überraschende Wende gesprochen. Zuvor hatte das Gremium einstimmig den Rücktritt von Konzernchef Jürgen Schrempp zum Jahresende akzeptiert. Zetsche wird ab Januar 2006 sein Nachfolger.

Klemm wies Spekulationen zurück, der Verzicht auf eine Danksagung in der Mitteilung vom Ausscheiden Schrempps sei als Ausdruck von Unzufriedenheit über dessen Arbeit zu werten. Es habe Glückwünsche für diese Lösung gegeben. «Herr Schrempp geht in allen Ehren in den Ruhestand», betonte Klemm. Es gebe auch keine Führungskrise im Konzern. Er, Klemm, habe sich lange Sorgen gemacht, wie man den Übergang an der Spitze gestalten könnte. Und er sei sehr stolz, dass dies ohne öffentliche Diskussion geschehen sei.

Zetsche wird nach Ansicht von Klemm die Grundausrichtung des Konzerns nicht ändern. Der Chrysler-Chef habe das Amt im Sinne der Kontinuität übernommen. Der Personalvorschlag für Zetsche sei von den Arbeitnehmern im Aufsichtsrat mitgetragen worden.

Auch Zetsche steht nach Darstellung Klemms zu der Beschäftigungsgarantie bei dem Stuttgarter Autokonzern. Damit gelte weiterhin in allen Werken und Niederlassungen in Deutschland der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2012. Vor einem Jahr wurde bei DaimlerChrysler die Beschäftigungssicherung für rund 160.000 Mitarbeiter vereinbart, die im Gegenzug Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich einbringen soll. (tso)

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