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Wirtschaft: Damit die Mitarbeiter Feuer und Flamme bleiben

Burnout wird oft als individuelles Versagen wahrgenommen, sagen Forscher – und unterstützen Betriebe im Kampf gegen Stress

In Anja Meuters Werbeagentur wird seit einigen Wochen anders gearbeitet: Wer zu einem Kunden fährt, informiert zwei Tage vorher das ganze Team und stellt das Ziel des Termins und den Stand der Vorbereitungen vor. Spätestens zwei Tage nach dem Termin sollen alle wissen, was der Termin ergeben hat. „Die Zwei-Tages-Regel“ haben Agenturchefin Meuter und ihre zehn Angestellten die neue Vorschrift getauft. „Dass über Abläufe und Ergebnisse informiert werden soll, war auch vorher schon so“, sagt Anja Meuter. „Dass es dafür keinen festen Ablauf gab, fanden viele Mitarbeiter stressig.“ Die Meuter und Team GmbH aus Gescher im Münsterland hat sich in einem Pilotprojekt der TU Dortmund auf ihr Burn-out-Risiko untersuchen lassen. Ergebnis: Akut gefährdet ist kein Arbeitnehmer im Betrieb. Einige Abläufe im Büro könnten aber besser sein.

„Burnout wird viel zu oft als individuelles Versagen wahrgenommen“, sagt Dagmar Siebecke, Arbeitswissenschaftlerin. „Dabei sind gerade die besten Mitarbeiter betroffen: Diejenigen, die für ihren Job brennen und viel Zeit und Energie investieren.“ Das allein verursache nicht zwangsläufig einen Burnout.

„Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, kann man problemlos sehr viel arbeiten“, sagt Siebecke. Drei Jahre lang hat sie mit Soziologen und Sozialpsychologen der Unis Dortmund und München das Burnout-Risiko von Arbeitsabläufen untersucht und ein Konzept entwickelt, wie Betriebe einem Ausbrennen ihrer Belegschaft vorbeugen können.

Im Kampf gegen Burnout kommt nach einer aktuellen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung (Gütersloh) den Vorgesetzten eine Schlüsselrolle zu. Denn: Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter unterstützen, sinkt das Burnout-Risiko erheblich. „Beenden oder unterbrechen die Vorgesetzten ihre Unterstützung jedoch, steigen die durch Burnout bedingten Ausfälle in der Belegschaft schnell wieder auf den vorherigen Stand“, ist eine der Kernaussagen der Langzeitstudie.

Ein weiteres Risiko ist das fehlende Feedback von Vorgesetzten und Kunden: „Auch das führt dazu, dass ein Arbeitnehmer den Sinn seiner Arbeit aus den Augen verliert“, sagt Siebecke. In Nordrhein-Westfalen werden auf der Basis der Forschungsergebnisse der TU Dortmund ausgebrannte, kranke Mitarbeiter für die Rückkehr in den Beruf fitgemacht. In sogenannten Burnon-Zentren bietet ihnen ein Netzwerk aus Physiotherapeuten, Psychologen, Arbeitswissenschaftlern, Arbeitsrechtlern und Ärzten Wiedereingliederungshilfen an. Auch unterstützen die Zentren Betriebe, die präventiv gegen das Ausbrennen ihrer Mitarbeiter vorgehen wollen.

Anja Meuter ist überzeugt, dass sie von dem Burnout-Check profitieren wird. „Wir gehen alle mit offeneren Augen durch den Betrieb.“ Sie selbst hat sich vorgenommen, häufiger mit Mitarbeitern über die Ziele und Ergebnisse der Arbeit zu sprechen. epd

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