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Wirtschaft: „Das besondere Potenzial ausschöpfen“

Deutsche-Bank-Chef Ackermann umwirbt die Managerinnen des Konzerns

Berlin – Josef Ackermann hat etwas Wichtiges erkannt: „Gerade Banken brauchen Mitarbeiter, die neben dem harten Konkurrenzkampf auch die Kunst der Kooperation beherrschen, zum unternehmensübergreifenden Ausgleich bereit und zur Kommunikation fähig sind.“ Frauen, so sagte Ackermann auf der konzerninternen Tagung „ Women in European Business (WEB)“ am Donnerstag in Frankfurt am Main, „verfügen bei diesen Anforderungen bekanntlich über besondere Fähigkeiten“. Insofern seien Banken wohl beraten, „das besondere Potenzial weiblicher Arbeitskräfte zu pflegen und auszuschöpfen“.

Rund 400 Frauen – darunter etwa 100 aus dem Ausland – waren gekommen, um neben Ackermann auch EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes und Alt- Bundespräsident Roman Herzog zu hören. „Die Zahl der Männer ist zählbar“, sagte eine Bank- Sprecherin.Weitere Konferenzen finden in London und New York statt. Sie werden jährlich von den jeweiligen Frauennetzwerken der Deutschen Bank organisiert und sollen dem Informationsaustausch und der Bildung weiterer Netzwerke dienen.

Doch auch bei der Deutschen Bank bleibt noch einiges zu tun. Frauen stellen inzwischen zwar die Hälfte aller Mitarbeiter, in Führungspositionen sitzen aber erst knapp 16 Prozent. „Immerhin“, sagte die Sprecherin, „dieser Prozentsatz steigt seit Jahren kontinuierlich“.

Auch sonst sind Frauen in der Wirtschaft zwar auf dem Vormarsch, doch der dauert lang. Seit 1995 bis zum Sommer dieses Jahres hat sich der Frauenanteil im Management deutscher Unternehmen auf 15,4 Prozent knapp verdoppelt. Je kleiner der Betrieb, desto eher schaffen es Frauen nach oben. Der Managerinnen-Anteil in kleinen und mittleren Betrieben liegt bei 17 Prozent, in Großunternehmen bei 11,8 Prozent. Und im Mai dieses Jahres saß nur eine einzige Frau in der obersten Führungsetage eines Dax- Konzerns. Bettina von Österreich ist als stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Hypo Real Estate für das Risikomanagement zuständig. International hinkt Deutschland hinterher. Weltweit sind 22 Prozent der Managerposten mit Frauen besetzt.

Und haben Frauen erst einmal die Karriereleiter erklommen, verdienen sie weniger als die Männer. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nennt als Gründe, dass sich Frauen seltener für technische Studiengänge entscheiden und in der Regel weniger Stunden arbeiten als ihre männlichen Kollegen.Beruf und Familie ließen sich für Frauen viel schwerer miteinander vereinbaren als für männliche Spitzenkräfte.

Da haben auch die Empfehlungen der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) unter dem Titel „Chancen für Frauen in der Wirtschaft“ noch wenig bewirkt. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt schrieb im Vorwort: „Frauen rücken als Zielgruppe verstärkt in den Blickpunkt der unternehmerischen Personalarbeit.“ Das war im Jahr 2001.

Daniel Rhee-Piening

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