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Wirtschaft: Das Bündnis bei Holzmann wackelt (Kommentar)

Auf den ersten Blick ist das Angebot wegweisend. Der Philipp-Holzmann-Konzern muss saniert werden und die Belegschaft ist bereit, ihren Teil dazu beizutragen.

Von Antje Sirleschtov

Auf den ersten Blick ist das Angebot wegweisend. Der Philipp-Holzmann-Konzern muss saniert werden und die Belegschaft ist bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Die Bauarbeiter wollen in den kommenden Monaten auf sechs Prozent ihres Lohnes verzichten und gleichzeitig ihre Wochenarbeitszeit auf 43 Stunden ausdehnen. In jedem anderen Fall würde man diesen Sanierungsbeitrag, der Holzmann um einen dreistelligen Millionenbetrag entlasten kann, als gelungenes Bündnis für Arbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern werten. Folgerichtig war der Vorsitzende der Bau-Gewerkschaft, Klaus Wiesehügel, auch an der Spitze derer, die das Angebot am Ende der vergangenen Woche lobten.

Erst auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, in welche Falle das Holzmann-Bündnis führt. Anders als in der Metallbranche kennt der Flächentarifvertrag der Bauarbeiter keine Öffnungsklauseln. Der Betriebsrat von Philipp Holzmann verstößt mit dem Angebot des Lohnverzichts und der Mehrarbeit gegen das Tarifwerk, das Gewerkschaft und Arbeitgeberverband verbindlich ausgehandelt haben. Zu Recht fürchten die Wettbewerber von Holzmann, dass der angeschlagene Konzern die Kostenersparnis, die ihm aus dem Angebot der Belegschaft erwächst, zur Abgabe von Angeboten nutzen wird, bei denen andere Unternehmen nicht mit halten können. Schließlich sind sie weiterhin an einen Tarifvertrag gebunden, bei dem sich einmal mehr zeigt, dass er längst keine Mindeststandards mehr festlegt, die Komplexität der Branche nicht berücksichtigt und darüber hinaus den Unternehmen wichtige Spielräume versagt, die sie, wie jetzt Holzmann, dringend benötigen.

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