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Wirtschaft: Das Dilemma des Kartellamts

Droht dem deutschen Kabelkunden nun großes Ungemach, wenn der amerikanische Medienkonzern Liberty die Netze übernimmt? Sicher wird das Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung einnehmen.

Droht dem deutschen Kabelkunden nun großes Ungemach, wenn der amerikanische Medienkonzern Liberty die Netze übernimmt? Sicher wird das Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung einnehmen. Und Liberty lässt keinen Zweifel daran, dass es seine Position mit weiteren Übernahmen ausbauen will. Den deutschen Fernsehsendern missfällt dabei vor allem, dass Liberty nicht nur die Kontrolle über das Netz haben wird, sondern auch noch daran interessiert ist, die eigenen Angebote dort unterzubringen. Diese Doppelfunktion - ein Unternehmen besitzt die Infrastruktur und außerdem die Inhalte - ist in Deutschland neu und macht die Sender nervös. Sie fürchten, im Liberty-Programmangebot nicht mehr vorzukommen. Doch diese Sorgen sind überflüssig. Liberty wird ins Netz einspeisen, was die Kunden sehen wollen. Wenn das vor allem ARD, ZDF, Sat 1 und RTL sind, wird Liberty diese Programme auch künftig anbieten, denn sonst werden die Kunden ganz einfach vom Kabel- auf den Satellitenempfang umsteigen. Andere Bedenken wiegen schwerer: Wird Liberty die vorhandene Infrastruktur so ausbauen, dass Kunden über das Kabel auch mit Hochgeschwindigkeit im Internet surfen, telefonieren oder einkaufen können? Die bisherige Eigentümerin, die Deutsche Telekom, hatte daran kein Interesse, denn damit hätte sie sich selbst Konkurrenz gemacht. Auch Liberty ist zu umfangreichen Investitionen offenbar nicht bereit. Die Forderungen des Kartellamts nach Investitionszusagen sind daher verständlich. Das Dilemma der Wettbewerbshüter: Lassen sie das Geschäft jetzt platzen, wird es mit dem Ausbau der Kabelnetze in absehbarer Zeit nichts.

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