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Volksmusiker Hansi Hinterseer Foto: p-a/dpa

© picture-alliance/ dpa

Wirtschaft: Das Geschäft mit den Schlager-Stars

Deag und Sony gründen Gemeinschaftsunternehmen in Berlin / An Gold Entertainment werden beide Konzerne je 50 Prozent halten

Düsseldorf - Sie haben Fans, die ihren Geschmack nicht mehr ändern. Sie besetzen die besten Sendeplätze im Fernsehen. Sie füllen große Konzerthallen und verlangen trotzdem relativ geringe Gagen: Deutsche Schlager- und Volksmusiker wie die Kastelruther Spatzen und Hansi Hinterseer. Sie bringen Plattenfirmen und Konzertveranstaltern weit überdurchschnittliche Gewinnmargen und zweistelliges Umsatzwachstum. Ein Grund dafür, dass Sony Music und der Konzertveranstalter Deutsche Entertainment AG (Deag) gestern die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens namens Gold Entertainment mit Sitz in Berlin meldeten. Dabei folgen die Partner einem Trend: Plattenfirmen und Konzertveranstalter machen ihre Künstler gemeinsam zu Geld.

„Bis vor wenigen Jahren waren die Bereiche recht getrennt. Doch jetzt ist der Markt in Bewegung“, sagte Deag-Finanzchef Christian Diekmann. Weil Musik kostenlos im Internet verfügbar ist, verlieren die Plattenfirmen seit Jahren Umsätze. Die Künstler versuchen das durch mehr Tourneen zu kompensieren. Doch damit bekommen die Konzertveranstalter ein Problem. „Inzwischen gibt es zu viele Auftritte. Vor allem kleinere Club-Tourneen haben Schwierigkeiten, genug Besucher zu finden“, sagte ein Branchenkenner. Zudem schrecken hohe Preise Fans ab.

Eine Gegenstrategie ist die Zusammenarbeit zwischen Veranstaltern und Labels. Die Branche spricht dabei von einem „360-Grad-Modell“. Der Musiker hat damit nur noch einen Ansprechpartner für Platten-Vermarktung, Konzerte und Merchandising. „Wir bieten den Künstlern damit den bestmöglichen Service und Komplettpakete vom Plattenvertrag bis zur Tournee an“, sagte Edgar Berger, Chef von Sony Music Deutschland. Er hat bereits ein Joint Venture für Comedy und mit DEAG eine Klassik-Firma.

Die neue Firma Gold Entertainment übernimmt die Veranstaltungen, nutzt aber auch die Kontakte zu Sonys Schlagerlabel Ariola, um Künstler zu gewinnen. Ariola macht zehn Prozent von Sony Music Deutschland aus. Alle Ariola-Musiker sollen mit Gold zusammenarbeiten können. Auch durch Zukäufe könnte das Unternehmen rasch wachsen.

Zudem sparen die gleichberechtigten Partner Deag und Sony viel Geld: CDs und Konzerttermine können zusammen mit Fanartikeln beworben werden. Die Branche erhofft sich von solchen Bündnissen geteilte Umsätze, Kosten und Risiken. „Aus zwei schwachen Partner wird aber nicht in jedem Fall ein starker“, warnt ein Branchenkenner. Veranstalter müssten aufpassen, nicht in das Umsatzproblem der Plattenfirmen gezogen zu werden.

Christoph Kapalschinski (HB)

Christoph Kapalschinski (HB)

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