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Wirtschaft: Das Geschäft mit der Friedens-Flagge Wer mit Peace- und Pace-Zeichen im Krieg Geld verdient

Von Julia Gebert und Silke Messner Der Irak-Krieg treibt Massen von Demonstranten in der ganzen Welt auf die Straße. Friedenstauben, Peace-Zeichen und „No War“ (Kein-Krieg)-Slogans haben Hochkonjunktur – und bescheren einigen Branchen ein lebhaftes Frühlingsgeschäft.

Von Julia Gebert

und Silke Messner

Der Irak-Krieg treibt Massen von Demonstranten in der ganzen Welt auf die Straße. Friedenstauben, Peace-Zeichen und „No War“ (Kein-Krieg)-Slogans haben Hochkonjunktur – und bescheren einigen Branchen ein lebhaftes Frühlingsgeschäft.

Zu den Profiteuren gehören Hersteller von T-Shirts mit einschlägigen Aufdrucken, wie das Leipziger Unternehmen „Spreadshirt“. Seit im Irak die Panzer rollen, hat Spreadshirt den Umsatz mit Anti-Kriegs-Hemden verdreifacht: Am besten verkauft sich das weiße Friedenstauben-Emblem auf blauem Hintergrund – das Stück zu 15,40 Euro. Genaue Verkaufszahlen will der Händler allerdings nicht nennen.

Auch die Nachfrage nach Friedens-Fahnen ist sprunghaft gestiegen. Erst seit drei Wochen hat das Berliner „Flaggenhaus am Alex“ die Regenbogenfahne mit dem Aufdruck „Pace“ (italienisch: Frieden) im Programm – und schon sind rund 10 000 Stück verkauft, zum Einzelpreis von 14,90 Euro. „Das ist eine Größenordnung, die sich sonst nur mit der Fußball-WM vergleichen lässt“, sagt Mitinhaber Jens Hennlein. Auch die Berliner Stoffdruckerei verkauft seit zwei Wochen eine blaue Fahne mit einer weißen Friedenstaube. Das Unternehmen hat schon etliche hundert Stück unter die Leute gebracht. Die Taube sieht zwar ähnlich aus wie das berühmte Original, das Pablo Picasso zur Pariser Weltfriedenskonferenz 1949 entworfen hat. Aber exakt dasselbe Motiv ist es nicht, darauf hat Geschäftsführer Andreas Geitel geachtet. Mit gutem Grund: „So kommen wir Lizenz- oder Markenrechten nicht in die Quere.“

Doch nicht alle wollen an der Anti-Kriegs-Stimmung verdienen. Großen Wert darauf, kein Geschäft mit dem Krieg zu machen. legt der derzeit größte Vertreiber von Friedensfahnen in Deutschland, die Ulmer Ortsgruppe von Attac. Am vergangenen Wochenende haben die Globalisierungskritiker die 50 000ste Pace-Fahne verkauft. Eine Fahne kostet zehn Euro ( www.friedensfahnen.de ). Profit machen die Ulmer damit aber nicht: Der Überschuss geht an die Kinderhilfe im Irak des Vereins Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW). Laut deren Sprecher Reinhold Thiel wurden bereits mehrere tausend Euro überwiesen. Auch der T-Shirt-Hersteller „Rahmenlos“ macht kaum Gewinn mit Anti-Kriegs-Artikeln, obwohl das Unternehmen das Angebot in den vergangenen Wochen verzehnfacht hat. Alle Shirts mit Taube oder Peace-Zeichen liegen drei Euro unter dem Normalpreis – von den restlichen 10,44 Euro soll ein Euro einer Hilfsorganisation im Irak zugute kommen.

Was in Deutschland das Geschäft mit dem Frieden ist, ist in den USA die Vermarktung des Krieges: Das US-Unternehmen „Big Boots“ polemisiert auf seiner Homepage gegen die Axis-of-Weasles- („Achse der Feiglinge“)-Länder Deutschland und Frankreich. In der Kollektion gibt es T-Shirts, Bierhumpen oder Taschen mit Eiffelturm oder Brandenburger Tor – aber alle durchgestrichen. Die T-Shirts kosten 16,99 Dollar – und damit genauso viel wie die Produkte der Pro-Kriegs-Kollektion mit dem patriotischen Aufdruck Shock and Awe (Schock und Entsetzen). Geliefert wird aber nur an Amerikaner. Anrufer aus dem alten Europa sind - so der ausdrückliche Hinweis auf der Internet-Seite – nicht erwünscht.

Julia Gebert, Silke Messner

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