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Wirtschaft: Das Internet als virtuelles Börsenparkett

Existenzgründer, die an dieGründung einer Aktiengesellschaft denken, müssen zahlreiche HürdenüberwindenVON HENRIK MORTSIEFER BERLIN.Notfalls könne die künftige Aktiengesellschaft Anteilsscheine imBekanntenkreis verkaufen, um auf diesem Wege privates Kapital zumobilisieren.

Existenzgründer, die an dieGründung einer Aktiengesellschaft denken, müssen zahlreiche HürdenüberwindenVON HENRIK MORTSIEFER

BERLIN.Notfalls könne die künftige Aktiengesellschaft Anteilsscheine imBekanntenkreis verkaufen, um auf diesem Wege privates Kapital zumobilisieren.Thomas van Aubel, Rechtsanwalt in Berlin, wollte seinenRatsschlag für Existenzgründer als seriös gemeint verstanden wissen, alser sich am Mittwoch abend auf einer Veranstaltung der Wirtschaftsjuniorender Frage "Geld über die Börse - neue Wege für junge Unternehmen?"widmete.Aubel berichtete, daß das Modell - der Freundeskreis alsAktionärsversammlung - in den USA bei kleinen, innovativen Technologie-AGserfolgreich in der Praxis funktioniert.Auf Deutschland lasse sich dieexotischste Variation der "Kleinen AG" freilich nur bedingt übertragen.Dasich aber hierzulande an den Börsen kaum Investoren für Existenzgründerfänden, weil es an der entsprechend risikofreudigen Anlegermentalitätmangele, seien auch ungewöhnliche Wege aus der Finanzierungsmisere zusuchen. Die im August 1994 vom Gesetzgeber geschaffene "Kleine AG", dieauch Existenzgründern einen Börsengang ermöglichen soll,charakterisierten die Podiumsteilnehmer einmütig als "leerenMedienzauber".In der Realität sei die Börseneinführung höchstproblematisch, weil das Interesse der institutionellen Anleger an kleinenEngagements fehle, so Hans-Joachim Scholten, Direktor bei der DeutschenBank in Berlin.Wolle eine kleine AG Erfolg auch bei diesen Investorenhaben, sei eine intensive Vermarktung im Vorfeld des Börsengangs nötig,die erhebliche Kosten verursache.Auch der Weg über den "Neuen Markt" fürkleine, technologieorientierte Firmen an der Frankfurter Börse sei fürdie wenigsten Existenzgründer gangbar, weil die Anforderungen - etwa eineMindestplazierung von 10 Mill.DM - für die meisten zu hoch seien. Daßbei kleineren Volumina Kreativität gefordert ist, unterstrich anschaulichAlexander Voigt, Vorstandsmitglied der Berliner Solon AG für Solartechnik.Die Aktiengesellschaft startete im vergangenen Jahr alsGemeinschaftsprojekt von vier Berliner Unternehmen, nachdem sie die Höhenund Tiefen der Gründer-Finanzierung durchlaufen hatte."Begeben Sie sichnicht zu früh in den Förderdschungel", riet Voigt den Anwesenden.Derbürokratische Hürdenlauf binde Kräfte, die sich produktiver einsetzenließen.Die Solon-Gründer gaben viel Geld für ein Gutachten einesWirtschaftsprüfers aus, das den Weg zur AG-Gründung ebnete und "einenQuantensprung auslöste"; innerhalb von vier Wochen war ein geschlossenesFinanzierungskonzept aufgestellt.Ein Problem war damit freilich nichtgelöst: Wo, wenn nicht an der Börse, werden die Papiere der AG gehandelt?Mit einer neuen Vision entließ Voigt die Veranstaltungsteilnehmer: DasInternet müsse als virtueller Handelsplatz erschlossen werden.

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