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Wirtschaft: „Das Internet beeinflusst jeden Kauf“

Herr Schambach, wann haben Sie das erste Mal im Internet eingekauft? 1995 habe ich ein Buch bestellt.

Herr Schambach, wann haben Sie das erste Mal im Internet eingekauft?

1995 habe ich ein Buch bestellt. Aber bevor ich im Netz eingekauft habe, hatte ich schon mit dem Verkaufen angefangen. Damals haben wir die erste E-Commerce-Plattform ausprobiert und Computerprodukte angeboten.

Wie war das Einkaufserlebnis 1995?

Das Abenteuer hatte damals Vorrang.

Sie haben schon früh an den Erfolg des E-Commerce geglaubt. Warum?

Der Handel hat immer nach diesem Vertriebskanal gesucht: Das stationäre Geschäft ist sehr aufwändig; und wo man keinen Laden hat, kann man kein Geschäft machen. Andererseits macht ein Katalog nicht für jedes Unternehmen Sinn, etwa wenn die Produkte sehr schnell aktualisiert werden müssen. Und schließlich haben die Markenartikelhersteller erstmals die Chance, direkt mit ihren Kunden in Kontakt zu kommen.

Was hat der Kunde davon?

Er hat einen besseren Überblick über Produkte, Preise und Verfügbarkeit. Wegen der höheren Transparenz konkurrieren die Anbieter intensiver – mit positiven Auswirkungen auf Qualität und Kosten.

Wer ist online besonders erfolgreich?

Das ist in den einzelnen Segmenten sehr unterschiedlich. Markenartikel, die klein, leicht und teuer sind, verkaufen sich im Netz am leichtesten. Erfolgreich sind die Firmen, die spezifische Lösungen für spezielle Segmente entwickeln und dem Kunden einen Mehrwert bieten. Wer etwa als Schuhhändler eine größere Auswahl bietet als der stationäre Handel und auf Transportkosten verzichtet, kann Kunden gewinnen, die normalerweise keine Schuhe online kaufen würden.

Wie werden wir in Zukunft einkaufen?

Überall auf der Welt. Die Amerikaner sind gerade dabei, ihre Internetauftritte zu internationalisieren. In Zusammenarbeit mit Logistikpartnern werden sie auch in Europa kostenlose Lieferung anbieten. Das ist ein Megatrend, den wir heute schon sehen. In Zukunft wird das Internet einer der wichtigsten Vertriebskanäle überhaupt werden. Ich gehe davon aus, dass die Online-Umsätze in zehn Jahren etwa 30 bis 40 Prozent des Einzelhandels ausmachen werden. Viele Innovationen sind noch im Versuchsstadium. Bald werden wir uns zum Beispiel im Netz von allen Seiten betrachten und prüfen können, wie ein neuer Anzug an genau unseren Körpermaßen aussieht.

Gibt es etwas, was man im Internet nicht verkaufen kann?

Das glaube ich nicht. Das Internet beeinflusst schon heute jeden Kauf – auch wenn der Kunde das Netz nur nutzt, um sich zu informieren.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Stephan Schambach (35) gründete 1992 die Jenaer Softwarefirma Intershop. 2004 verließ er die Firma und gründete in den USA Demandware, einen Anbieter von E- Commerce-Lösungen.

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