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Wirtschaft: Das Jahr 2000 schreckt die Assekuranz

HAMBURG (beu/HB).Die deutsche Versicherungswirtschaft hat sich mit dem Jahr-2000-Problem erst relativ spät befaßt, sagt Werner Schimming, Vorstandsmitglied der Albingia Versicherungs-AG.

HAMBURG (beu/HB).Die deutsche Versicherungswirtschaft hat sich mit dem Jahr-2000-Problem erst relativ spät befaßt, sagt Werner Schimming, Vorstandsmitglied der Albingia Versicherungs-AG.Das Problem mit der Umstellung der Computer zum Jahr 2000 entsteht, da viele EDV-Systeme noch heute mit zweistelligen Datumsfeldern für die Jahreszahl arbeiten.Im Jahr 2000 werden viele Systeme, sowohl im Bereich der Informationstechnologie als auch der Prozeßleittechnik, die Doppelnull als 1900 interpretieren.Nicht gerade einfacher wird das Problem dadurch, daß das Jahr 2000 ein Schaltjahr ist.Zudem ist die Doppelnull (wie die 99) in Programmen häufig ein Sondercode für "Programm beenden" oder "Lösche Datensätze".

Während Versicherungen in den USA, Großbritannien, aber auch in den Niederlanden beim Jahr-2000-Problem mit Ausschlußklauseln arbeiten, werde dies in Deutschland nur als "ultima ratio" gesehen, unterstreicht Schimming.Die deutschen Versicherer setzten dagegen stärker auf Aufklärung der Kunden und Prävention.Außerdem gebe es in Deutschland keine Auslaufpolicen.Die Verträge verlängern sich automatisch.Des weiteren arbeite die Industrieversicherung in Deutschland mit Mehrjahresdeckungen, anstelle der in Großbritannien üblichen Jahresverträge.Auch seien All-Risk-Policen weniger ausgeprägt als in den anglo-amerikanischen Ländern.Die Versicherungen stehen laut Schimming beim Jahr-2000-Problem vor zwei Unwägbarkeiten.So sei offen, was wirklich passieren werde, da es keine Simulationsmöglichkeit gebe.Zum anderen sei es schwer, das Risikopotential zu schätzen und entsprechende Rückstellungen vorzunehmen.

Der Albingia-Vorstandsvorsitzende Volker Bremkamp geht davon aus, daß der Schaden durch das Jahr-2000-Problem alle bisherigen Katastrophenereignisse übertreffen wird.Über die Einzel- und Allgefahrdeckung dürfte objektiv Deckung bestehen, wenn ein versicherter Schaden eintrete.Diese Deckung kann zwar aus subjektiven Gründen ausgeschlossen werden.Da die Beweislast aber bei der Versicherung liegt, könnten sich diese Einschränkungen als stumpfes Schwert erweisen.

Schimming rät Unternehmen, jeden Prüfungsschritt zu dokumentieren.Dann sei das Unternehmen "auf der sicheren Seite".Sorgen bereiten Schimming vor allem mittelständische Unternehmen, die die Gefahren bisher nicht ernst genommen hätten.Schimming: "Wer in seinem Unternehmen Prozeßleittechnik einsetzt und mit der Prüfung noch nicht begonnen hat, dürfte ein Problem bekommen." Sorge bereiten dem Versicherungsmanager auch die Energieversorgunger (mit Ausnahme der Kernkraftbetreiber).Ein Stromausfall könne zu erheblichen Störungen der Betriebsabläufe führen und den Erfolg bereits durchgeführter Jahr-2000-Maßnahmen zunichte machen.

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