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„Gott ist die Liebe“ bietet der Weltbild-Verlag an – aber auch Titel wie das „Schlampen-Internet“. Das behagt der Kirche nicht. Foto: dpa

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Wirtschaft: Das Kreuz mit den Büchern

Die katholische Kirche sucht einen Käufer für den Weltbild-Verlag. Er muss viel Geld mitbringen – oder gute Kontakte zum Kartellamt.

Berlin - Dieses Mal soll es nicht schief- gehen. Die Weltbild-Verlagsgesellschaft, zu 100 Prozent in Besitz der katholischen Kirche, ist wieder auf dem Markt – wie bereits vor drei Jahren, als die Gesellschafter ihren Augsburger Medienriesen für einen Verkauf ins Gespräch gebracht hatten. Das Geschäft scheiterte an den weltwirtschaftlichen Turbulenzen, die die Lehman-Pleite nach sich zog.

Seitdem hat sich die Situation an den Finanzmärkten nur zeitweise entspannt. Der Verkauf steht dennoch fest. Seit Jahren hatten Konservative in der katholischen Kirche Geschäftsführer Carel Halff, der Weltbild zu einem Marktführer im Buchgeschäft gemacht hat, massiv kritisiert. Das Angebot des Unternehmens, darunter Erotik- und Esoteriktitel, sei unmoralisch, hieß es. „Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen“, hatte Kölns Kardinal Joachim geätzt. Nach einem Machtwort des Papstes beschloss der Verband der Deutschen Diözesen dann, zwölf katholische Bistümer sowie die Soldatenseelsorge Berlin in einer Gesellschafterversammlung, Weltbild trotz seines Erfolges abzustoßen. Angesichts der Fülle der Titel im Internet lasse sich das Angebot nicht mehr „in vollem Umfang kontrollieren“, hatte Halff kleinlaut eingeräumt.

Er hat nun den Auftrag, einen neuen Eigentümer zu suchen und den Aufsichtsrat regelmäßig über den aktuellen Stand der Gespräche zu unterrichten. In Augsburg will man sich jedenfalls teuer verkaufen. „Weltbild ist als eines der führenden Onlinehandelsunternehmen und wichtiger Player im E-Book-Bereich hier gut aufgestellt“, findet eine Verlagssprecherin. „Aufgrund der Wachstumschancen durch den Treiber Online- und Digitalbusiness sieht das Unternehmen durchaus eine hervorragende Einstiegsmöglichkeit für internationale Investoren.“ Ende Oktober präsentierte das Unternehmen gemeinsam mit der Buchhandelskette Hugendubel einen Tablet-PC auf Android-Basis zum vergleichsweise günstigen Preis von 160 Euro. Der Computer soll den digitalen Buchabsatz ankurbeln.

Weltbild beschäftigt 6400 Mitarbeiter und hat im vergangenen Jahr 1,66 Milliarden Euro eingenommen. Das Unternehmen bedient mit stationärem Buchhandel, Onlineversand sowie als Verlag drei Geschäftsfelder. Die Webseite weltbild.de erzielte laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung 2011 eine Käuferreichweite von 19,9 Prozent – das ist deutlich weniger als bei den großen Wettbewerbern Amazon (64,8) und Ebay (55,0), aber mehr als bei Otto (18,4) und Tchibo (14,4). Die landesweite Bekanntheit der Buchmarke Weltbild konnte in den vergangenen Jahren stetig gesteigert werden und beträgt aktuell 84,6 Prozent.

„Das Business wird seinen Preis erzielen", ist sich Axel Bartholomäus sicher. Sein Beratungsunternehmen Bartholomäus & Cie. aus Frankfurt am Main ist spezialisiert auf Verkäufe und Übernahmen in der Medienbranche. Marktführer würden in der Regel sehr hoch bewertet, erklärt er. Entscheidend sei allerdings der Gewinn, der vom Milliardenumsatz noch verbleibt. Bartholomäus rechnet damit, dass nur ein großer und finanzstarker Käufer infrage kommt. „Finanzinvestoren gehören zur logischen Käufergruppe, weil sie an großen Deals das meiste Interesse haben.“ Die Gesellschafter wollten diese aber offenbar ausschließen, sagte er. Als Bremse könnte sich erneut die Finanzkrise erweisen – wenn die klammen Banken bei den Krediten knausern oder von potenziellen Käufern sehr hohe Zinsen verlangen.

Von Spekulationen, Weltbild müsse zerschlagen werden, weil dem stationären Buchhandel die digitale Konkurrenz zu schaffen mache, will man in Augsburg zumindest vorerst nichts wissen. „Unser Geschäftsmodell ist eng verzahnt im Sinne eines Multichannel-Geschäftes zwischen allen Kanälen und auch über die Landesgrenzen hinweg. Es ist erfolgreich aufgrund der engen Vernetzung von Online und Offline-Handel“, sagt die Verlagssprecherin. „Wir sehen daher nur den Verkauf des Unternehmens als Ganzes als zielführend." Gegen eine Zerschlagung würden auch viele innere Abhängigkeiten sprechen. Und die Belegschaft ist ohnehin dagegen, das Unternehmen zu filetieren.

Für Berater Bartholomäus ist dagegen denkbar, dass es unterschiedliche Käufer gibt. Die stationäre Buchhandelskette Thalia könnte wie bereits vor drei Jahren zu den größten Interessenten gehören – zumindest auf dem nationalen Markt. Bartholomäus hält Thalia für den einzig möglichen Käufer aus Deutschland. Da das Unternehmen der Douglas Holding gehört, sei es finanziell potent. „Das wäre dann aber wahrscheinlich ein Thema für das Kartellamt.“ Ein großer Verkaufsdruck, der sich auch negativ auf den Kaufpreis auswirken könnte, lastet jedenfalls nicht auf der Geschäftsführung. Carel Halff will sich 18 bis 24 Monate Zeit lassen.

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