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Wirtschaft: „Das Risiko lauert überall“

Herr Bockius, Edeka hat bei Obst und Gemüse einen Bioanteil von rund acht Prozent. Rechnen Sie mit weiter steigender Nachfrage?

Herr Bockius, Edeka hat bei Obst und Gemüse einen Bioanteil von rund acht Prozent. Rechnen Sie mit weiter steigender Nachfrage?

Ja. Für die nächsten Jahre halten wir einen Bioanteil von 15 Prozent bei Obst und Gemüse für realistisch. In einigen Regionen, besonders in Süddeutschland, ist der Anteil schon jetzt zweistellig. Insgesamt tragen Obst und Gemüse entscheidend zum Biowachstum bei Edeka bei, mit Zuwachsraten von 40 bis 50 Prozent.

Ist die Gewinnspanne bei Bioware höher?

Nicht unbedingt. Teilweise sind die Spannen sogar niedriger berechnet, damit der preisliche Abstand zu konventioneller Ware nicht zu groß wird.

Woher beziehen Sie Ihre Ware?

Rund zwei Drittel stammen aus Deutschland, der Rest kommt aus anderen Ländern in Europa und Übersee.

Wird der Importanteil steigen, wenn noch mehr Konsumenten Bio kaufen?

Wenn die Nachfrage weiter wächst, ist es unumgänglich, dass wir auf Italien, Spanien und andere Länder ausweichen. Wir haben schon jetzt eine Verknappung am Markt, das merkt man an den steigenden Preisen. Die Produktion in Deutschland reicht nicht aus. Hier wäre es wünschenswert, dass der Staat den Ökolandbau stärker fördert.

Bio ist ursprünglich mit dem Anspruch angetreten, regional zu produzieren. Sehen Sie einen Widerspruch?

Regionalität ist für uns nach wie vor sehr wichtig. Das Problem ist, dass ein Bioapfel aus Deutschland nur bis März oder April eingelagert werden kann, die Kunden wollen Bioäpfel aber das ganze Jahr über essen. Unser Anspruch ist es, den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Daher müssen wir eben auch Äpfel importieren. Die Entscheidung liegt letztlich beim Verbraucher.

Drücken Transportkosten Ihre Rendite?

Ob der Apfel aus Deutschland oder Südtirol kommt oder mit dem Schiff aus Argentinien – der Anteil des Transports an den Gesamtkosten ist annähernd vergleichbar. Das macht keinen großen Unterschied.

Gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Bioobst aus Südamerika, Brandenburg und Tirol?

Nein. Bei uns müssen alle Lieferanten die EU-Ökoverordnung erfüllen, das kontrollieren wir auch sehr genau. Auch uns wurden schon Produkte angeboten, die so günstig waren, dass man dafür nicht nach Ökostandards hätte produzieren können. Wenn wir Zweifel haben, verzichten wir lieber. Die Qualitätssicherung hat für uns oberste Priorität.

Discounter wie Lidl haben Bio zur Massenware gemacht. Steigt die Gefahr, dass dubiose Anbieter auf den Markt drängen, weil sie gute Geschäfte wittern?

Das Risiko lauert überall, wo man Geld verdienen kann. Auch im Biomarkt.

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