zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Das Rüstzeug für eine stabile Währung steht bereit

Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird sich am Inflationsziel orientieren / Kein Diskontsatz mehr /Mindestreserve offen FRANKFURT (MAIN) (ro).Das Europäische Währungsinstitut (EWI) hat die Vorarbeiten längst abgeschlossen.

Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird sich am Inflationsziel orientieren / Kein Diskontsatz mehr /Mindestreserve offen FRANKFURT (MAIN) (ro).Das Europäische Währungsinstitut (EWI) hat die Vorarbeiten längst abgeschlossen.Die Pläne für das Instrumentarium einer europäischen Geldpolitik liegen auf dem Tisch.Doch welche Blaupause die Arbeitsgrundlage für die Europäische Zentralbank (EZB) wird, ist offen.Die Entscheidung darüber liegt in den Händen des Rates der EZB.Sie wird erst nach dem 1.Juli fallen, denn erst dann wird die EZB gegründet und das Führungsgremium der EZB das erste Mal zusammenkommen. Bisher orientieren sich die Notenbanken in Europa an verschiedenen Vorgaben.Die Bundesbank verfolgt seit 1974 mit - wie sie glaubt - großem Erfolg ein Geldmengenkonzept.Die Bank von England orientiert sich an einem Inflationsziel.In anderen Ländern ist ein Wechselkursziel gegenüber der D-Mark die entscheidende Grundlage.Für die EZB stellen sich allerdings, jedenfalls nach den Blaupausen des EWI, auf den ersten Blick nur zwei Alternativen: Die Vorgabe eines Geldmengenzieles oder ein direktes Inflationsziel.Das EWI verweist allerdings auch darauf, daß die Unterschiede zwischen beiden Ansätzen in der Praxis weniger ausgeprägt sind als in der Theorie.Es könnten also durchaus Elemente beider Konzepte in die geldpolitische Strategie der EZB einfließen.Das EWI, das von allen 15 Notenbanken der EU getragen wird, hält es allerdings für angebracht, daß die EZB das Endziel der Preisstabilität ganz genau in Zahlen definiert und zusätzliche mehrere Zwischenziele für ihre Geldpolitik benennt.Nicht nur die Volkswirte der Deutschen Bank favorisieren zwar das Geldmengenkonzept, erwarten aber trotzdem, daß sich die EZB zunächst mehr an einem Inflationsziel orientieren wird.Hauptgrund: Die Menge des umlaufenden Geldes wird in der EWU zunächst nicht einfach zu erfassen sein.Es gibt Übergangseffekte, Meß- und Prognoseunsicherheiten.Erst 1999 werden einigermaßen verläßlich Zahlen vorliegen. Die geldpolitische Strategie ist das eine, die Instrumente, mit denen sie umgesetzt werden soll, das andere.Auch darüber wird erst die EZB endgültig entscheiden.Aber auch hier hat das EWI gemäß seiner Aufgabe wichtige Vorarbeiten geleistet.Bereits Anfang 1997 hat das Institut einen geldpolitischen "Instrumentenkasten" vorgestellt, aus dem sich die EZB bedienen kann.Zentrales "Werkzeug" sind danach, wie heute bei der Bundesbank, Wertpapierpensionsgeschäfte.Dadurch wird den Geschäftsbanken das nötige Geld bereitgestellt und der Geldmarktzins von der EZB gesteuert.Im Mittelpunkt sollen dabei wöchentliche Geschäfte mit zweiwöchiger Laufzeit stehen.Bei Bedarf sind Feinsteuerungsmaßnahmen vorgesehen.Das können sogenannte Schnelltender sein, oder die Ausgabe von Schuldtiteln durch die EZB, um den Banken Liquidität zu entziehen.Zur Deckung des Spitzenbedarfs der Geschäftsbanken ist eine dem deutschen Lombard vergleichbare Kreditfazilität vorgesehen.Den Diskont wird es in der EWU allerdings nicht mehr geben.Außerhalb Deutschlands wurde er bislang wenig genutzt, zudem gilt die Abwicklung als teuer.Als Sicherheit für Notenbankkredite an die Banken wird die EZB, so heißt es in Frankfurt, nicht nur Staatstitel, sondern auch Papiere privater Schuldner zulassen.Damit haben auch kleinere Banken unmittelbaren Zugang zu Krediten der EZB.Offen ist noch, ob es auch in der EWU eine Mindestreserve und damit eine zinslose Pflichteinlage der Banken bei der EZB geben wird.Die Banken sind strikt dagegen, dies komme einer Steuer auf Bankgeschäfte gleich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false