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Wirtschaft: Das Stichwort Gentechnik öffnet Kelman die Türen

Mit ihrer Geschäftsidee gewannen die Wissenschaftler den Business-Plan-Wettbewerb / Start für November geplantVON HENRIK MORTSIEFEREigentlich ist Stephan Heymann noch gar kein Unternehmer.Der langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter am Max-Delbrück-Zentrum der Humboldt-Universität hat "nur" eine gute Idee, mit der er demnächst Geld verdienen will.

Mit ihrer Geschäftsidee gewannen die Wissenschaftler den Business-Plan-Wettbewerb / Start für November geplantVON HENRIK MORTSIEFER

Eigentlich ist Stephan Heymann noch gar kein Unternehmer.Der langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter am Max-Delbrück-Zentrum der Humboldt-Universität hat "nur" eine gute Idee, mit der er demnächst Geld verdienen will.Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Dieter Merkel, früher selbst in der Forschung tätig und nun Gründungspartner für das Unternehmen "Kelman - Gesellschaft für Geninformatik", will Heymann die Ergebnisse seiner Arbeit im Genlabor vermarkten.Die Erfolgsaussichten sind gut. "Die Kelman-Technologie ist eine Dienstleistung, die den kostenaufwendigen Entwicklungszyklus neuer Arzneimittel verkürzt", beschreibt das Firmen-Portrait die Zielrichtung.Selbstbewußt wird erklärt, die Kelman-Gründer seien Entdecker "eines allgemeinen Naturgesetzes der Vererbung".Es geht, für den Laien schwer verständlich, darum, die Verknüpfungsmöglichkeiten von Genen mit entsprechenden Zielmolekülen am Computer vorauszuberechnen und damit arbeitsintensive Experimente zu verkürzen.Dieter Merkel, der sich um den kaufmännischen Teil der Firma kümmert und seit drei Jahren Geschäftsführer einer wissenschaftlichen Fotowerkstatt ist, erklärt, daß Kelman eine Software anbieten werde, die "hochinteressant für die Pharmaindustrie" sei.Marktanalysen hätten gezeigt, daß billigere Verfahren zur Bestimmung der Funktionsweise und Wechselwirkung von unbekannten Genen sehr gefragt seien.Und: "Es gibt bis heute keine mit unserer Technologie gleichlautende Entwicklung auf dem Markt." Auf ein Zehntel könne Kelman die derzeit üblichen Verfahrenskosten senken.Zwei Drittel Ersparnis verblieben beim Kunden.Von den rund 3 Mrd.DM, die jährlich weltweit in die Erforschung der menschlichen Erbsubstanz investiert werden, will sich Kelman eine Scheibe abschneiden. Gehen Merkels Planungen auf, wird das Unternehmen Anfang November in Berlin-Buch mit der Arbeit beginnen.Gesucht werden noch kompetente Software-Profis und ein großer "Pilotkunde", der Kelman die nötigen Referenzen liefert.Der Geschäftsplan sieht vor, entweder als Dienstleister auf dem Markt aufzutreten oder die Technologie als Komplettpaket - das heißt Großrechner, Software und Bedienungs-Personal - zu verkaufen."In einem halben Jahr werden wir 17 Mitarbeiter haben", sagt der künftige Kelman-Geschäftsführer voraus.In fünf Jahren soll das Unternehmen dann an der Börse eingeführt werden. Das Kelman-Team wurde im Juni dieses Jahres mit Vorschußlorbeeren bedacht.Merkel und Heymann gewannen den mit 30 000 DM dotierten ersten Preis des Berliner Businessplan-Wettbewerbs.Der 1996 gestartete Wettbewerb prämiert Geschäftspläne junger Unternehmen.Träger des Wettbewerbs sind die Berliner Universitäten, Management und Beratung übernahm die McKinsey-Unternehmensberatung."Der Wettbewerb hat uns unter den heilsamen Druck gesetzt, Fragen zu beantworten, die wir uns als Gründer selbst nie gestellt hätten", erinnert sich Dieter Merkel.Sorgfältiges Abwägen und bescheidene Ziele seien für die Gründungsphase eines Unternehmens wichtig.Wenn immer das "Worst-case-Szenario" zugrundegelegt werde, blieben auch böse Überraschungen aus. Daß Merkel gleichwohl optimistisch ist und heute schon an den Börsengang denkt, begründet der Unternehmer mit einem Hinweis auf die Kapitalgeber.Denen müsse irgendwann die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder problemlos von ihren Beteiligungen an dem jungen Unternehmen lösen zu können.Neben Fördergeldern aus dem Future-Programm des Bundesforschungsministeriums wird sich Kelman nämlich auch das finanzielle und fachliche Know-how von Risikokapitalgesellschaften ins Boot holen.Hier habe man schon mehrere Fäden in der Hand und attraktive Angebote.Insgesamt sieht der Investitionsplan für anderthalb Jahre 3,5 Mill.DM vor.2 Mill.DM kommen vom Forschungsminister, der Rest aus privater Hand. Gelassen geht Merkel die Finanzierung des Gründungsvorhabens an.Anders als bei den meisten Existenzgründern stünden die Türen der Banken offen, sobald die Stichworte Biotechnologie und Genforschung fielen, berichtet er.Daß die wenigsten Kreditberater richtig verstehen dürften, womit sich Kelman beschäftigt und warum die Pharmaindustrie daran interessiert ist, behindert die Gründung offenbar nicht.Dies, so Merkel, sei eben der "Bonus der Branche".

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