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Wirtschaft: "Das Wasser, in das man springt, ist eiskalt"

Peter Bendzko ist geschäftsführender Gesellschafter von InViTek, einem auf dem Biomedizinischen Forschungscampus Berlin-Buch (BBB) angesiedelten Unternehmen.InViTek entwickelt unter anderem neue Diagnostikverfahren.

Peter Bendzko ist geschäftsführender Gesellschafter von InViTek, einem auf dem Biomedizinischen Forschungscampus Berlin-Buch (BBB) angesiedelten Unternehmen.InViTek entwickelt unter anderem neue Diagnostikverfahren.Am vergangenen Mittwoch erhielt er den von der Berliner Volksbank gestifteten Förderpreis für den Mittelstand in Berlin-Brandenburg.Das Gespräch führte Karen Wientgen.

TAGESSPIEGEL: Warum haben Sie den biomedizinischen Campus als Standort gewählt?

BENDZKO: Ich wollte neue Syntheseverfahren für Diagnostika entwickeln, und dafür brauchte ich ein medizinisches Umfeld.Der biomedizinische Campus in Berlin-Buch mit seinen drei Säulen Forschung, Klinik und Wirtschaft ist ein ideales Feld für die Technologieentwicklung.

TAGESSPIEGEL: Warum?

BENDZKO: Eine Idee muß möglichst schnell in ein marktfähiges Produkt umgesetzt werden, denn der Förderzeitraum ist begrenzt, und es besteht die Gefahr, daß ein anderes Unternehmen einem zuvorkommt.Diese Schnelligkeit ist in Berlin-Buch durch die Infrastruktur gegeben: Man hat einerseits einen raschen Zugang zum Wissen, andererseits können die neu entwickelten Produkte vor Ort ausprobiert werden.Zudem können die Mitarbeiter problemlos von einer Einrichtung in die andere wechseln.Wir haben durch diese Möglichkeiten ein paar sehr interessante Produkte entwickeln können.

TAGESSPIEGEL: Wie sind Sie dazu gekommen, InViTek zu gründen?

BENDZKO: Vor der Wende war ich langjährig in der pharmazeutischen Industrie tätig und habe dort festgestellt, wieviel Spaß die Wissensanwendung macht, weil man mit der Produktentwicklung direkt am Menschen ist.Nach einem wieder mal interessanten, aber ergebnislosen Vorstellungsgespräch nach der Wende, brachte mich meine Gesprächspartnerin darauf, mich selbständig zu machen.Ich wüßte zu genau, was ich wollte, damit würde ich in Unternehmen nur anecken.

TAGESSPIEGEL: Was waren die Hauptprobleme bei Ihrer Unternehmensgründung?

BENDZKO: Es ist allein schon sehr komplizhiert, ein Förderprojekt zu beantragen.Dann ist die Kapitalbeschaffung sehr schwierig, wenn man kein Vermögen oder Immobilien hat.Anders als in den USA wird von Banken und Privatinvestoren in Deutschland nicht in Köpfe investiert.Es war gut, daß ich damals nicht wußte, wie eiskalt das Wasser ist, in das man springt.

TAGESSPIEGEL: Inwieweit trägt sich Ihr Unternehmen?

BENDZKO: Wir haben mit einer 100prozentigen Förderung begonnen und sind mittlerweile bei einer 40prozentigen Förderung angelangt.Dabei haben wir alle Förderungsmöglichkeiten ausgeschöpft: Bundesforschungs- und Bundeswirtschaftsministerium, Deutsche Forschungsgemeinschaft und Fraunhofer-Institut.Unsere Umsätze haben wir kräftig steigern können: 1993 haben wir 20 bis 30 000 DM Umsatz gemacht, im vergangenen Jahr eine Million.Für dieses Jahr streben wir 1,8 Mill.Umsatz an.

TAGESSPIEGEL: Experten sehen vor allem in mangelnden Absatzkanälen das große Problem ostdeutscher Unternehmen.Trifft das für Sie zu?

BENDZKO: Wir haben bei der Markteinführung Höhen und Tiefen durchgemacht.Ein hochinnovatives Produkt in den Markt einzuführen, ist sehr schwer.Wir mußten zunächst operatives Marketing und anderes lernen.Inzwischen verfügen wir über ein weltweites Vertriebssystem von Nordamerika bis Australien.30 Prozent unseres Umsatzes machen wir durch Exporte.Die Hälfte davon geht nach Großbritannien, die andere Hälfte nach Nordamerika und Asien.

TAGESSPIEGEL: Wie haben Sie es geschafft, solch ein weitgespanntes Vertriebssystem aufzubauen?

BENDZKO: Durch den aktiven Besuch von Messen, die Teilnahme an Kongressen und durch Anzeigen.Beispielsweise haben wir in der Zeitschrift Nature, dem renommiertesten übergreifenden Wissenschaftsjournal, geworben und Angebote aus Taiwan, Israel und Australien erhalten.

TAGESSPIEGEL: Ist es nicht für ein kleines Unternehmen wie das Ihrige schwer, sich gegenüber großen Unternehmen wie der Schering AG zu behaupten, die viel größere Forschungsetats haben?

BENDZKO: Es gibt gegenwärtig einen Trend zur Dezentralisierung.In den 80er Jahren haben die großen Unternehmen auf einem ähnlich hohen Niveau wie Universitäten Forschung betrieben.Doch weil ein Konzern für die Anforderung des globalen Marktes zu unflexibel ist, gibt es zunehmend Outsourcing oder Kooperationen mit kleineren Unternehmen.Dies ist eine neue Art der Arbeitsteilung - kleine Unternehmen machen die Entwicklung für größere.Auch wir überlegen uns, mit einem größeren mittelständischen Unternehmen zusammenzuarbeiten.

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