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Wirtschaft: Das Werben um Volvo ist noch nicht zuende

BERLIN .Einmal ins Gerede gekommen, reißen die Spekulationen über die Zukunft des schwedischen Automobilherstellers Volvo nicht mehr ab.

BERLIN .Einmal ins Gerede gekommen, reißen die Spekulationen über die Zukunft des schwedischen Automobilherstellers Volvo nicht mehr ab.Der Rundfunk in Stockholm brachte nun General Motors (GM) als möglichen Käufer ins Gespräch.Er beruft sich dabei auf einen Bericht der Zeitung "Detroit News".Danach will GM sogar den ganzen Volvo-Konzern, also auch die Pkw-Sparte kaufen.Der Lkw-Bereich solle dann mit Saab zusammengelegt werden, an denen General Motors bereits mit 50 Prozent beteiligt ist, hieß es weiter.Zweiter Saab-Eigner ist die schwedische Industriellen-Gruppe Wallenberg, die den schwedischen Lkw-Hersteller Scania in das neue Unternehmen einbringen soll.GM soll für den gesamten Volvo-Konzern rund 15 Mrd.Dollar geboten haben.

Allerdings wurden diese Meldungen sofort von General Motors dementiert.Und in der Tat scheint eine derartige Übernahme eher unwahrscheinlich, war doch erst einen Tag zuvor bekannt gegeben worden, daß Ford den Pkw-Bereich von Volvo für etwa 6,5 Mrd.Dollar übernehmen will.

Dem müssen allerdings noch die Aktionäre von Volvo zustimmen und diese haben bereits einmal, nämlich 1993, ihr Ja-Wort zu einem Zusammengehen mit Renault verweigert.Damals spielte auch der Kaufpreis eine Rolle.Diesmal werden die gebotenen 6,5 Mrd.Dollar zumindest von deutschen Analysten als hoch eingeschätzt.So meinte etwa Jürgen Pieper vom Frankfurter Bankhaus Metzler, der Kaufpreis sei etwa eine Mrd.DM zu hoch ausgefallen und auch beim Kölner Privatbankhaus Sal.Oppenheim spricht man davon, daß der Kaufpreis etwas über dem oberen Ende der Erwartungen gelegen habe.Doch sicher ist die Zustimmung der Volvo-Anteilseigner deshalb noch nicht.In Schweden hat nicht erst in den letzten Tagen eine Standortdiskussion begonnen und viele Schweden fürchten einen Ausverkauf.Zudem hat Volvo einen besonderen Symbolwert für das skandinavische Land."Was gut ist für Volvo, ist gut für das Land", lautet der in jüngster Zeit immer wieder zitierte Satz.Das "Wall Street Journal" bezeichnete Volvo jüngst als "Ikone", deren Schicksal eng mit den persönlichen Interessen des schwedischen Premierministers verbunden sei.Es ist durchaus denkbar, daß diese Argumente bei dem ein oder anderen Aktionär verfangen.

Und Volvo hat viele Anteilseigner: rund 177 000.Einen Großaktionär gibt es nicht.Der National Pension Fund hält rund acht Prozent und auch die schwedischen Sparkassen sind mit fast sieben Prozent beteiligt.Weitere Pakete von etwa fünf Prozent halten die S-E Banken Savings Fund sowie die Svenska Handelsbanken Pensionsfonds.

Diese Zersplitterung erlaubt der Konzernspitze auf den ersten Blick ein relativ freies Handeln, doch als vorerst Letzter mußte 1993 der damalige Aufsichtsratspräsident Pehr Gyllenhammar die Erfahrung machen, daß sich Aktionäre und Volvo-Führungsspitze bei Geld- und Prestigefragen sehr schnell einig werden.Gyllenhammar stürzte nach über 20 Jahren bei Volvo schmählich über die angestrebte Fusion mit Renault.Vorangegangen war eine Palastrevolution der Direktoren unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Soeren Gyll.Damals hieß es, Volvo werde zu billig verkauft und verliere zuviel Eigenständigkeit.Ford dürfte diese beiden Befürchtungen mit seinem Angebot ausgeräumt haben, doch die Entscheidung über den Volvo-Pkw-Bereich fällt vermutlich erst auf der Hauptversammlung am 15.März.

DANIEL RHEE-PIENING

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